Nikotinsucht

Trotz Extra-Kilos nach Rauchstopp profitieren Herz und Gefäße

Wer mit dem Rauchen aufhört, muss oft eine Gewichtszunahme in Kauf nehmen. Schmälert das die günstigen Auswirkungen des Rauchverzichts? Forscher aus Südkorea geben darauf eine Antwort.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Glimmstängel ade: Ein paar Pfunde mehr sind immer noch besser als weiterzurauchen.

Glimmstängel ade: Ein paar Pfunde mehr sind immer noch besser als weiterzurauchen.

© runzelkorn / stock.adobe.com

SEOUL. Mit dem Verzicht auf Tabakkonsum sinkt für Ex-Raucher nachweislich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Theoretisch könnte die mit der Aufgabe des Rauchens nicht selten einhergehende Gewichtszunahme diesem positiven kardiovaskulären Effekt zumindest partiell entgegenwirken. Ex-Raucher, die sich entsprechende Sorgen machen, werden allerdings durch neue Studienergebnisse südkoreanischer Forscher beruhigt: Danach scheint sowohl bei Ex-Rauchern mit als auch ohne Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp das kardiovaskuläre Risiko deutlich niedriger zu sein als bei unverbesserlichen Rauchern.

Daten von über 100.000 Männern

Die Studienautoren um Dr. Sang Min Park aus Seoul haben für ihre Studie Daten von Versicherten aus der Datenbank der nationalen Gesundheitsversicherung (National Health Insurance Service) Südkoreas herangezogen (Eur Heart J 2018; online 6. Januar). Es handelte sich um 108.242 Männer im Alter über 40 Jahre, die alle in den Perioden 2002-2003 und 2004-2005 zweimal einer obligaten und regelmäßig alle zwei Jahre vorgenommenen Gesundheitsuntersuchung unterzogen worden waren.

Von den Untersuchten hatten sich 46 Prozent sowohl beim ersten als auch beim zweiten Gesundheits-Check als aktive Raucher zu erkennen gegeben, während 48 Prozent zwischen beiden Untersuchungen unverändert Nicht-Raucher geblieben waren. Immerhin acht Prozent (n=6027) aller Teilnehmer gaben beim zweiten Check-up an, inzwischen mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Darunter waren 1633, bei denen eine Gewichtszunahme (BMI-Zunahme um mehr als 1 kg/m2) zu verzeichnen war; bei den meisten (n=3719) blieb das Körpergewicht weitgehend konstant, eine Minderheit (n=684) verlor nach dem Rauchstopp sogar Pfunde. Bei den konstanten Rauchern wurden keine relevanten Gewichtsveränderungen festgestellt.

Die Follow-up-Untersuchung für die Periode zwischen 2006 und 2013 ergab, dass sich in dieser Zeit 1420 Herzinfarkte und 3913 Schlaganfälle ereignet hatten. Im Vergleich zu Rauchern hatten Teilnehmer, die dem Tabakkonsum entsagt hatten, ein signifikant niedrigeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall – und zwar unabhängig davon, ob das Körpergewicht nach dem Rauchstopp gestiegen oder gleich geblieben war. Selbst im Fall einer Gewichtszunahme war das Herzinfarktrisiko bei Ex-Rauchern relativ um 67 Prozent und das Schlaganfallrisiko relativ um 25 Prozent niedriger als bei den unverändert rauchenden Männern.

Was ist bei Gewichtsabnahme?

Eine Gewichtsabnahme nach Rauchstopp war dagegen nicht mit einem signifikant niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Die Studienautoren erklären sich dies mit der bei älteren Menschen zu beobachtenden sogenannten sarkopenischen Adipositas, also einer Abnahme der Muskelmasse auf Kosten einer – kardiovaskulär ungünstigen – relativen Zunahme des Körperfettanteils.

Weitere Informationen zur Kardiologie aufwww.springermedizin.de

Studienergebnisse in Kürze

» Im Vergleich zu Rauchern hatten Ex-Raucher ein signifikant niedrigeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall – unabhängig von einer Gewichtszunahme.

» Selbst bei einer Gewichtszunahme war das Herzinfarktrisiko bei Ex-Rauchern relativ um 67 Prozent und das Schlaganfallrisiko relativ um 25 Prozent niedriger als bei Rauchern.

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