Kommentar – Optionen der Antikoagulation

Marcumar hat ausgedient

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Es gibt heute kaum noch plausible medizinische Gründe, jemanden neu auf Marcumar einzustellen. Zu überzeugend sind die Daten großer Studien mit neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK). Nicht nur fällt unter NOAK das Problem mit stark schwankenden INR-Werten weg, auch ist das Risikoprofil bei vergleichbarer Wirksamkeit deutlich besser als mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA): Es treten nur rund halb so häufig Hirnblutungen auf, und wenn es zu solchen kommt, ist die Prognose bei einer Vortherapie mit NOAK auch noch deutlich besser als mit VKA.

Letzteres wurde soeben mit der bislang größten Registeranalyse zu diesem Thema bestätigt. Damit fallen die wohl letzten Bedenken gegen die NOAK-Therapie weg – dass eine Hirnblutung schwerer zu kontrollieren sein könnte, weil es meist kein Antidot gibt. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Ein Problem bei einer VKA-Therapie ist und bleibt die schlechte INR-Kontrolle. In Studien hatten Patienten nur 50 bis 60 Prozent der Zeit therapeutische Werte, in der Praxis dürfte der Anteil weit geringer sein. Zu hohe Werte steigern jedoch das Blutungsrisiko, zu niedrige das für ischämische Ereignisse. Diese Lotterie sollten Ärzte ihren Patienten nicht weiter zumuten. Immerhin erhalten bereits zwei Drittel der in Deutschland neu eingestellten Patienten ein NOAK. Das ist gut, aber noch nicht gut genug.

Lesen Sie dazu auch: Neu ist besser: Keine Angst vor Hirnblutung unter NOAK!

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken