Entlastung für Arzt und Patient

Implantat-Fernüberwachung spart Praxisbesuche

Was in Deutschland noch kaum vorstellbar ist, haben spanische Kardiologen nun nachgewiesen: Die Fernüberwachung von kardialen Implantaten entlastet Patienten – und auch das Praxispersonal.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Herzschrittmacher lassen sich auf aus der Ferne überwachen – das hat Vorteile für Arzt und Patient, so eine Studie.

Herzschrittmacher lassen sich auf aus der Ferne überwachen – das hat Vorteile für Arzt und Patient, so eine Studie.

© megusta999 / Fotolia

MÜNCHEN. In Deutschland wäre das noch schwer denkbar: In der RM-ALONE-Studie haben spanische Kardiologen untersucht, ob bei der Fernüberwachung von kardialen Implantaten auf die regelmäßigen Praxisbesuche ganz verzichtet werden kann. Und: Es kann.

Die RM-ALONE-Studie war eine vom Unternehmen Biotronik unterstützte, randomisierte Nichtunterlegenheits-Studie über zwei Jahre, an der 445 Implantatpatienten aus 16 kardiologischen Zentren in Spanien teilgenommen haben – und zwar sowohl ICD- als auch Schrittmacherpatienten.

Bei allen Patienten wurde die Home-Monitoring-Funktion für die Überwachung der Implantate genutzt. Nur in der Kontrollgruppe allerdings verlangte das Studienprotokoll von den Patienten darüber hinaus, dreimal innerhalb der 24 Studienmonate persönlich zu ihrem Kardiologen zu kommen.

Kein Termin mehr

Im Home-Monitoring-Arm der RM-ALONE-Studie wurde dagegen auf die routinemäßigen Praxisbesuche ganz verzichtet. Die Patienten erhielten nur dann einen Praxistermin, wenn es nötig war.

Geklärt werden sollte in erster Linie, ob ein solches Vorgehen sicher ist und wie es sich auf die Arbeitsbelastung des Praxispersonals auswirkt: Führt es zu einem starken Anstieg der ungeplanten Praxisbesuche, der die Entlastung bei den routinemäßigen Praxisbesuchen wieder zunichtemacht?

Was die Sicherheit angeht, gab Professor Javier Garcia-Fernandez vom Universitätsklinikum Burgos, der die Studienergebnisse beim ESC-Kongress in München vorstellte, Entwarnung: Die Rate der Patienten, bei denen schwere unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) auftraten, betrug in der Gruppe mit ausschließlich Home Monitoring 20,5 Prozent, in der Gruppe mit zusätzlichen routinemäßigen Arztbesuchen 19 Prozent.

Das erfüllte die Anforderungen im Hinblick auf Nichtunterlegenheit. Es gab auch keine größeren Unterschiede bei einzelnen MACE. Implantatassoziierte Eingriffe waren nicht häufiger, und auch bei der Sterblichkeit verhielten sich die Gruppen fast gleich.

Keine großen Unterschiede zwischen ICD und Schrittmacher

Wurde nach Schrittmachern und ICD unterschieden, gab es allenfalls geringe Abweichungen. Die MACE-Rate bei Schrittmacherträgern war in beiden Gruppen praktisch identisch. Bei ICD-Trägern lag sie im Home-Monitoring-Arm numerisch etwas höher, was aber die statistische Nicht-Unterlegenheit nicht gefährdete.

"Eine Strategie mit alleinigem Home Monitoring ist nicht unsicherer als eine Strategie mit zusätzlichen, routinemäßigen Arztbesuchen", so Garcia-Fernandez in München.

Einen klaren Unterschied gab es dagegen bei den Praxisbesuchen. Patienten in der Kontrollgruppe waren entsprechend dem in Spanien üblichen Follow-up-Modell im Mittel 2,5 Mal zu Routineabfragen in der Praxis. Im Home-Monitoring-Arm gab es dem Studienprotokoll entsprechend praktisch keine routinemäßigen Besuche.

Auch bei den ungeplanten Arztbesuchen gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. In Summe benötigten die nur fernüberwachten Patienten 2,3 Arztbesuche pro 24 Monate weniger als die Kontrollpatienten. Die Arbeitsbelastung wurde sowohl von Ärzten als auch von Praxisangestellten als geringer bewertet.

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