Arznei mit neuem Wirkprinzip senkt Blutdruck anhaltend

BARCELONA (mop). Mit dem Renin-Hemmstoff Aliskiren ist ein Antihypertensivum einer neuen Klasse bald verfügbar. Seine Zulassung ist in den USA beantragt, in Europa soll der Antrag noch 2006 eingereicht werden. Doch bringt die Substanz auch Vorteile im Vergleich zu bereits verfügbaren Substanzen?

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Tatsächlich verbinden sich mit Aliskiren große Erwartungen. Sie resultieren aus einer Beobachtung in einer Studie mit über 200 Hochdruckpatienten, wie Professor Matthew Weir aus Baltimore bei einer Pressekonferenz von Novartis beim Europäischen Kardiologenkongreß berichtet hat. Die Patienten erhielten entweder Placebo oder 300 mg des Renin-Hemmers. Nach elf Monaten wurde die Therapie abgesetzt, der Blutdruck blieb dennoch für weitere vier Wochen auf den Zielwerten, mit Placebo stieg er erwartungsgemäß.

"Möglicherweise macht Aliskiren die durch den Hochdruck bedingten Gefäßveränderungen rückgängig. Das würde die anhaltende Blutdrucknormalisierung nach Absetzen des Renin-Hemmers erklären", so Weir. Sollte sich diese Annahme bestätigen, könnte durch frühe antihypertensive Therapie mit Aliskiren die Entwicklung zu weitreichenden Gefäßschäden und deren Komplikationen gestoppt werden, sagte Weir.

Die Substanz erfülle alle Anforderungen an ein neues Antihypertensivum, betonte Professor Roland Schmieder von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Blutdrucksenkung liegt bei Monotherapie numerisch im zweistelligen Bereich, in Kombination ist die Wirkung additiv. Sie hält über 24 Stunden an, und die Verträglichkeit des Mittels ist ähnlich der von Placebo.

Der Renin-Hemmer wirkt unabhängig vom Alter, wie eine Analyse bei mehr als 3000 Patienten ergeben hat. Als großen Vorteil bezeichnete Schmieder die Eigenschaft, daß die Substanz in allen Dosen den Blutdruck effektiv über 24 Stunden und damit auch in den Morgenstunden senkt. Die in einer Langzeitstudie erreichten Raten an Patienten, bei denen der Zielblutdruck erreicht wurde, lag zwischen 65 und 70 Prozent, berichtete Schmieder weiter.

Und so sieht das pharmakokinetische Profil von Aliskiren aus: Seine Halbwertszeit beträgt etwa 40 Stunden. Die maximale Plasmakonzentration wird ein bis vier Stunden nach Einnahme erreicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt etwa 2,6 Prozent. Diese Eigenschaften von Aliskiren sind auch bei älteren Patienten, Diabetikern, renaler und hepatischer Funktionsstörung nicht verändert.

Es gibt zudem keine Interaktionen mit häufig verwendeten Arzneimitteln wie Warfarin, Digoxin, Atenolol, Cimetidin oder Celecoxib. Die Verträglichkeit des Renin-Hemmers sei so gut wie die von Placebo, so Schmieder. Entsprechend ist die Rate an Therapie-Abbrüchen nicht höher.

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