Hinweis auf Nierenschutz durch Renin-Hemmer

ESSEN (grue). Zur Behandlung von Patienten mit arterieller Hypertonie ist ein Renin-Hemmstoff entwickelt worden. Mit dem neuen Wirkstoff könnte auch die Progression bei hypertensiver Nephropathie gebremst werden.

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Hohe Angiotensin-II-Spiegel senken die glomeruläre Filtrationsrate und verstärken die Proteinurie. Sie tragen also wesentlich zum Fortschreiten einer Nierenschädigung bei. Mit dem neuen, noch nicht zugelassenen Renin-Hemmer Aliskiren wird bereits die erste Stufe in der Renin-Angiotensin-Kaskade blockiert.

Die Substanz könnte deshalb nephroprotektive Eigenschaften haben, die über den Effekt der Blutdrucksenkung hinausgehen. Bisher wird ein solcher Zusatznutzen nur den ACE-Hemmern und den Angiotensin-Rezeptorblockern (ARB) zugeschrieben. "Mit diesen Substanzen lässt sich in hohen Dosierungen die Progression bei Nierenerkrankungen zwar nicht zum Stillstand bringen, aber doch verlangsamen", sagte Professor Jan Galle vom Klinikum Lüdenscheid auf einer Veranstaltung des Unternehmens Novartis.

In die direkte Renin-Hemmung setze er große Hoffnungen, weil sie früh in die Kaskade der Angiotensin-Bildung eingreife. Zusätzliches Angiotensin-II werde damit nicht gebildet. Die Blockade des Renin-Angiotensin-Systems erhöht den renalen Plasmafluss ähnlich stark wie die AT1-Rezeptorblockade mit ARB, sagte Galle. Auch die blutdrucksenkende Wirkung von Aliskiren entspreche der moderner Antihypertensiva.

Die vermutete Nephroprotektion wurde zunächst experimentell bei doppelt-transgenen Ratten nachgewiesen. Den Tieren wurden die Gene für menschliches Renin und Angiotensinogen übertragen. "Im Tierexperiment verhindert Aliskiren eine Albuminurie und hemmt das Entzündungsgeschehen in der Niere", sagte Galle.

Außerdem konnten mit dem Renin-Hemmer bei hypertensiven Ratten mit diabetischer Nephropathie mehrere Marker der Nierenschädigung unterdrückt werden. "Wegen dieser Befunde wird Aliskiren nun auch im Hinblick auf eine mögliche Nephroprotektion bei Menschen untersucht", sagte Galle. Dazu läuft eine Endpunktstudie mit dem Kürzel AVOID bei 500 Typ-2-Diabetikern mit Proteinurie. Sie erhalten Aliskiren in einer Dosierung von 150 bis 300 mg einmal täglich oder Placebo, dazu 100 mg Losartan. Primärer Endpunkt der Studie ist die Nierenfunktion nach sechs Monaten.

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