Hoher Blutdruck bei der Arbeit ist häufig und wird zu selten erkannt

MÜNCHEN (wst). Ein erheblicher Teil aller Berufstätigen verbringt den Arbeitstag mit zu hohen Blutdruckwerten. Auch dieser Hochdruck ist ein cerebro- und kardiovaskulärer Risikofaktor, den es aufzudecken und zu behandeln gilt.

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Der Weißkittelhypertoniker, der nur in der Arztpraxis deutlich erhöhte aber sonst normale Blutdruckwerte hat, ist schon oft beschrieben worden. Weniger Beachtung fand bislang jedoch der umgekehrte Fall, sagte der Medizinsoziologe Professor Johannes Siegrist von der Universitätsklinik Düsseldorf bei der Jahrestagung der Deutschen Hochdruckliga. Denn für nicht wenige Menschen ist der Besuch in der Arztpraxis eine vergleichsweise entspannte Situation, in der sie erheblich niedrigere Blutdruckwerte haben als im Alltag und am Arbeitsplatz.

Das haben jetzt auch Ergebnisse des STARLET-Projekts (Streßassoziierte Hypertonie am Arbeitsplatz: Langzeituntersuchung mit Eprosartan) belegt, wie Professor Joachim Schrader aus Cloppenburg bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Solvay berichtete.

Für STARLET wurden in 84 deutschen Betrieben 5271 Männern und Frauen (mittleres Alter 44,6 Jahre) untersucht. Von ihnen hatten in der ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABDM) 64 Prozent einen Tagesmittelwert von über 135/85 mmHg und erfüllten die ABDM-Kriterien einer behandlungsbedürftigen Hypertonie.

Blutdruckspitzen bei der Arbeit erhöhen das Tagesprofil

Vor allem die Blutdruckspitzen während der Arbeit treiben das Langzeitprofil in die Höhe. Den meisten Betroffenen war ihre Hypertonie und deren Ausmaß unbekannt. Über 90 Prozent waren gar nicht oder nicht ausreichend behandelt. Anhand der Daten von 3448 Teilnehmern, die bis zu fünf Jahre lang erhoben wurden, ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Mittelwert des Blutdrucktagesprofils und dem Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden.

Als Konsequenz forderten Schrader und Siegrist, bei Berufstätigen öfter als bisher ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessungen zu machen. Um eine genauere Diagnostik und Therapiekontrolle zu ermöglichen, müßten die Untersuchungen auch die Arbeitszeit abdecken. Dies besonders dann, wenn es Hinweise für eine hohe berufliche Streßbelastung gibt.

Da Streß den Blutdruck über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und das sympathische Nervensystem in die Höhe treibt, böte sich ein an beiden Systemen gegensteuerndes Sartan wie Eprosartan (vom Unternehmen als Teveten® angeboten) als besonders geeignete, gut verträgliche Option zur Therapie bei streßbedingtem Bluthochdruck an, sagte Schrader .



STICHWORT

STARLET-Projekt

STARLET bedeutet Streßassoziierte Hypertonie am Arbeitsplatz - ABDM-Langzeituntersuchung. Das STARLET-Projekt ist eine prospektive, kontrollierte, multizentrische Beobachtungsstudie. Bei 3448 Arbeitnehmern aus verschiedenen deutschen Industriebetrieben wurden in Zusammenarbeit mit Betriebsärzten 24-Stunden-Blutdruckmessungen an Arbeitstagen gemacht. Insgesamt wurden über fünf Jahre Daten erhoben. Personen mit hypertonen Tagesmittelwerten wurde generell zu einer Konsultation ihres Hausarztes geraten. Ziel war es , eine blutdrucksenkende Therapie einzuleiten, oder die bestehende Therapie zu verbessern. Arbeitnehmer mit normalem Blutdruck bildeten die Kontrollgruppe. Mit Fragebögen wurde zudem ermittelt, ob die Studienteilnehmer sich durch Streß belastet fühlten. (eb)

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