Kritik am zweiten IQWiG-Vorbericht zu Antihypertensiva

WEDEL (eb). Der jetzt veröffentlichte überarbeitete Vorbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zur Bluthochdrucktherapie ist eine Enttäuschung. Das hat das Unternehmen AstraZeneca Deutschland mitgeteilt.

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"Wir haben kein Verständnis, dass das IQWiG entgegen der Empfehlung unabhängiger Mediziner auf die individuell notwendige Therapie der Patienten nicht eingeht und einseitig Diuretika als Ersttherapie empfiehlt", sagt Dr. Kai Richter, Medizinischer Direktor des Unternehmens. "Eine praxisrelevante Bewertung, die den Patienten helfen soll, muss die Vielfalt der medikamentösen Therapie mit allen Wirkstoffklassen anerkennen."

"Es ist den Patienten überhaupt nicht vermittelbar, dass Diuretika als Ersttherapie empfohlen werden. Das IQWiG sagt selbst, dass Patienten unter Diuretika Diabetes entwickeln können, blendet diesen bekannten Nachteil der Diuretika im Vergleich zu anderen Therapieoptionen aber völlig aus", sagt Richter.

Die Überarbeitung der bereits laufenden Nutzenbewertung zur Bluthochdrucktherapie war aufgrund der Regelungen im Rahmen der letzten Gesundheitsreform GKV-WSG notwendig geworden. "Obwohl das Verfahren um einen Prozessschritt erweitert wurde, sehen wir leider keine Bewegung bei der Bewertungsmethodik des IQWiG. So werden in der aktuellen Nutzenbewertung weiterhin viele relevante Studien nicht berücksichtigt", sagt Henning Anders, Vice President Corporate & Legal Affairs des Unternehmens. Daher fordert das Arzneimittelunternehmen sowohl die Einbeziehung von weiteren randomisierten kontrollierten Studien als auch von Beobachtungsstudien, die die Versorgungswirklichkeit der Patienten abbilden.

Der Vorbericht des Institutes hat keine Relevanz für die Verordnungsfähigkeit der Medikamente auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Es besteht nun die Möglichkeit, sich im weiteren Verfahren zu beteiligen, bevor ein Endbericht vom IQWiG an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) übergeben wird. Auch ein Endbericht ist nur eine Empfehlung für den Ausschuss. Alle Interessierten sind nun aufgefordert, bis zum 17. Oktober Stellungnahmen zum Vorbericht des IQWiG einzureichen.

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