Rotwein zum Blutdrucksenken?

Rotwein ist gut für Herz und Gefäße. Und wofür noch? Das haben Forscher jetzt am Bluthochdruck untersucht. Ihre Ergebnisse sind deutlich und "ernüchternd".

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Rotwein - Genuss mit kardioprotektiver Wirkung.

Rotwein - Genuss mit kardioprotektiver Wirkung.

© MariusdeGraf / fotolia.com

ORLANDO (ob). Regelmäßiger moderater Konsum von Rotwein steht bekanntlich in dem guten Ruf, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zu senken.

Die gefäßprotektive Wirkung des Rebensafts wird vor allem auf die in Rotwein enthaltenen Polyphenole zurückgeführt. Polyphenole wie Tannine oder Flavonoide sind aromatische Verbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gerechnet werden.

Tierexperimentelle Versuche haben ergeben, dass Polyphenole die Funktion des Gefäßendothels verbessern und den Blutdruck senken können.

Rotwein-Polyphenole getrocknet und ohne Alkohol

Ob sich diese Effekte auch beim Menschen reproduzieren lassen, hat eine niederländische Forschergruppe um Dr. Ilse Botden aus Rotterdam jetzt in einer placebokontrollierten Crossover-Studie bei 61 Probanden mit hochnormalen Blutdruckwerten oder leichter Hypertonie (mittlerer Blutdruckwert: 145,0/85,8 mmHg) untersucht.

Die Ergebnisse hat Botden jetzt beim Hypertonie-Kongress 2011 der American Heart Association (AHA) in Orlando vorgestellt.

Aufgeteilt auf drei Gruppen erhielten die Probanden im Wechsel jeweils vier Wochen lang in einem Getränk entweder Placebo oder Rotwein-Polyphenole als alkoholfreien Trockenextrakt in einer Dosierung von 280 mg oder 560 mg pro Tag.

Die Extraktion des Alkohols begründete Botden damit, dass Alkohol selbst eine blutdruckerhöhende Wirkung haben kann.

Keine Wirkung beim Blutdruck

Am Ende jeder Behandlungsperiode wurde der Blutdruck in üblicher Weise in der Praxis sowie per ambulanter 24-Stunden-Aufzeichnung gemessen. Auch Parameter der zentralen Hämodynamik wie Augmentationsindex und Pulswellen-Reflexion wurden erfasst.

Abgesehen von einer leichten und nicht signifikanten Abnahme des 24-Stunden-Blutdrucks unter Einnahme der höher dosierten Polyphenole zeigten diese Rotwein-Inhaltsstoffe keine relevante Wirkung auf den peripheren Blutdruck.

Zudem ergaben sich aus den Messungen von Parameter der zentralen Hämodynamik für keine der beiden Polyphenol-Dosierungen einEffekt auf den zentralen Blutdruck.

Andere positive Effekte nicht ausgeschlossen

Eine Blutdrucksenkungdurch Polyphenole kann nach diesen Ergebnissen als Mechanismus für eine kardioprotektive Wirkung des Rotweins wohl ausgeschlossen werden.

Allerdings halten Botden und ihre Kollegen es für durchaus möglich, dass etwa antioxidative Eigenschaften dieser Inhaltsstoffe Wirkungen im Sinne einer Kardioprotektion haben können.

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