Global Burden of Disease-Studie

Hoher Blutdruck ist weltweit häufigstes Gesundheitsrisiko

Hypertonie kostet weltweit die meisten Lebensjahre. Das geht aus der Global Burden of Disease-Studie hervor. Die Hochdruckliga fordert daher mehr Prävention und eine bessere Behandlung schwer einstellbarer Patienten.

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Ein zu hoher Blutdruck kostet Frauen weltweit pro Jahr 90 Millionen gesunde Lebensjahre.

Ein zu hoher Blutdruck kostet Frauen weltweit pro Jahr 90 Millionen gesunde Lebensjahre.

© Sandor Kacso/stock.abdobe.com

Von Vorname NaMe

HEIDELBERG. Weltweit haben immer mehr Menschen einen zu hohen Blutdruck. Ein zu hoher oberer Blutdruckwert ist bei Frauen heute das wichtigste Gesundheitsrisiko. Bei Männern ist nur noch das Tabakrauchen für mehr verlorene Lebensjahre verantwortlich.

Dies geht aus den jüngsten Ergebnissen der Global Burden of Disease-Studie hervor, teilt die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertension und Prävention mit. Die Liga führt die Zunahme von Hochdruckerkrankungen neben dem zunehmenden Lebensalter insbesondere auf Übergewicht und Bewegungsmangel zurück.

Die Global Burden of Disease (GBD)-Studie ist die größte epidemiologische Studie zum Gesundheitszustand der Weltbevölkerung. Das Institute for Health Metrics and Evaluation in Seattle ermittelt für die GBD regelmäßig Zahlen zur Häufigkeit von Krankheiten und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität, die als DALY (disease-adjusted life years) gemessen werden. Ein DALY setzt sich als Maßzahl zusammen aus der Summe der durch vorzeitigen Tod verlorenen Lebensjahre und den mit Krankheit und/ oder Behinderung gelebten Lebensjahren.

Wichtigstes Gesundheitsrisiko bei Frauen

Die neueste Bestandsaufnahme hat den Einfluss von 84 Risikofaktoren auf die Gesundheit ermittelt (Lancet 2017; 390: 1345-422). Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass ein zu hoher Blutdruck im Jahr 2016 weltweit bei Männern für 124,1 Millionen DALY und bei Frauen für 89,9 Millionen DALY verantwortlich war. "Bei Frauen war ein zu hoher Blutdruck damit das wichtigste Gesundheitsrisiko, bei Männern wird er nur noch vom Tabakrauchen übertroffen", wird DHL-Vorstandsvorsitzender Professor Bernhard Krämer, Universitätsmedizin Mannheim, in der Mitteilung der DHL zitiert.

Ein erhöhter Blutdruck verursacht bei den meisten Menschen bekanntlich keine Beschwerden."Zum Verlust an Lebensqualität kommt es, weil der Bluthochdruck unbemerkt Organe wie beispielsweise das Herz oder die Niere schädigen kann," erinnert Professor Peter Trenkwalder vom Klinikum Starnberg, Stellvertretender DHL-Vorstandsvorsitzender. Nach den Ergebnissen der GBD waren vor allem ischämische Herzerkrankungen und Schlaganfälle für die hohen DALY-Zahlen verantwortlich.

Im Vergleich zu einer früheren GBD-Studie, die 1990 von der Weltgesundheitsorganisation initiiert wurde, ist der Einfluss des Bluthochdrucks gestiegen. Für den Anstieg der Hochdruckerkrankungen macht die Untersuchung vor allem Übergewicht verantwortlich. "Ein Anstieg des Körpergewichts ist in Kombination mit einem Bewegungsmangel die wichtigste zivilisatorische Ursache des Bluthochdrucks", so Trenkwalder.

Konzertierte Therapie nötig

Die Zahlen dokumentieren für Krämer den unverändert hohen Handlungsbedarf auch für Deutschland. In Deutschland sind unverändert rund 25 Millionen Deutsche von einem zu hohen Blutdruck betroffen. "Bei der Hälfte der Betroffenen in Deutschland ist der Blutdruck inzwischen aber gut eingestellt", so Krämer. "Die andere Hälfte hat jedoch noch einen zu hohen Blutdruck. Auch in Deutschland gibt es zudem noch viele Menschen, die nicht wissen, dass ihr Blutdruck zu hoch ist, die sich nicht behandeln lassen oder die nicht ausreichend behandelt sind.

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird in den nächsten Jahren trotz rückläufiger Bevölkerungszahl der absolute Anteil an Hypertonikern stark ansteigen. Krämer betont, Prävention müsse für Krankenkassen attraktiver werden. "Die Hochdruckliga fordert daher, den Risikostrukturausgleich dahingehend zu ändern, dass sich Prävention für die Krankenkassen wieder lohnt. Denn dann werden sie versuchen, die Früherkennung und Vermeidung von Bluthochdruck – als wichtigste Ursache für Herz- und Kreislauferkrankungen – intensiv zu fördern."

Darüber hinaus fordert die Deutsche Hochdruckliga auch, die individuelle Behandlung von schwer einstellbaren Bluthochdruck-Patienten zu verbessern. Die Behandlungsprozesse müssten sich stärker am Patienten orientieren, nicht an veralteten Strukturen. Trenkwalder: "Das geht nur durch eine konzertierte Zusammenarbeit über Sektoren-, Facharzt- und Krankenkassengrenzen hinweg." (eb)

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