Welt-Hypertonie-Tag

Die größten Fehler beim Blutdruckmessen

Die Hochdruckliga bietet künftig virtuelle Selbsthilfegruppen für Patienten an. Zum Welt-Hypertonie-Tag erinnert die Liga auch an die Bedeutung korrekter Blutdruckmessungen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Besser zwei Mal messen: Das empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga.

Besser zwei Mal messen: Das empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BERLIN. Blutdruckmessen kann jeder? Im Prinzip ja, allerdings gibt es einige Fehlerquellen, auf die die Deutsche Hochdruckliga (DHL) bei einer Veranstaltung zum Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai jetzt noch einmal hingewiesen hat.

Zum einen sollte nicht irgendein Messgerät, sondern ein Messgerät mit Prüfsiegel verwendet werden. Prüfsiegel werden von verschiedenen Organisationen, unter anderem der DHL, vergeben.

Das CE-Zertifikat allein reiche nicht aus, sagte Professor Bernd Sanner vom Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal bei der Veranstaltung: "Nur rund die Hälfte der Oberarmmessgeräte und nur 30 bis 40 Prozent der Handgelenkmessgeräte liefern verlässliche Werte."

Bei der Messung mit Handgelenkmessgeräten sollte darauf geachtet werden, dass der Arm in Herzhöhe gehalten wird: "Die Messwerte sind sonst deutlich zu hoch, und wenn dann zu intensiv therapiert wird, drohen Stürze."

Zu hohe Messungen gebe es zudem bei einem "Undercuffing", wenn also die Manschette zu schmal für den Oberarm ist.

Zwei Messungen im Abstand von einer Minute empfohlen

US-Studie zur Zweitmessung

Teilnehmer: 38.260 Patienten mit Hypertonie.

Bei erhöhten Druckwerten wurde wiederholt gemessen.

8 mmHg war der Druck dann im Schnitt niedriger (Systole).

Bei jedem 3. Patienten war der Druck dann normal.

Auch der bequeme Verzicht auf eine Zweitmessung prädisponiert zu Fehlmessungen. Die DHL empfiehlt, zweimal im Abstand von einer Minute zu messen und den niedrigeren Wert zu dokumentieren. Viele machen das nicht, es macht aber Sinn: In einer aktuellen amerikanischen Studie wurde bei über 38.000 Patienten Blutdruck gemessen.

Ein einfache Messung hat ihre Tücken. Wenn die erste Messung erhöht war, folgte eine zweite. Im Mittel war der systolische Blutdruck dann um 8 mmHg niedriger, und bei jedem dritten Patienten mit zunächst erhöhtem Blutdruck war der Blutdruck in der zweiten Messung normal (JAMA Intern Med 2018; online 16. April).

Zum Hypertonie Tag hat die DHL auch eine Neuerung im Bereich ihrer Selbsthilfeaktivitäten vorgestellt. Diese werden jetzt um virtuelle Bluthochdruck-Selbsthilfegruppen ergänzt.

Zunächst gibt es zwei derartige Gruppen, eine für "jüngere" Menschen bis zu einem Alter von 67 Jahren und eine für Eltern von Kindern mit Bluthochdruck.

Ziel sei es, auch Menschen, die sich durch die klassische Selbsthilfe nicht angesprochen fühlen, ein Angebot zu machen, betonte Ines Petzold, Patientenvertreterin im DHL-Vorstand.

Virtuelles Treffen via Skype

Die virtuellen Gruppen treffen sich, ähnlich wie normale Selbsthilfegruppen, zu festgelegten Zeiten, etwa einmal im Monat. Interessierte erhalten einen Code für die Einwahl und sind dann offiziell Mitglieder der virtuellen Gruppe.

Die Treffen laufen nach Art einer Skype-Konferenz ab, allerdings auf einer Plattform, die ausschließlich Server in Deutschland nutzt.

Die Bildverbindung kann, muss aber nicht angeschaltet werden. Die Plattform für die virtuellen Selbsthilfegruppen bietet auch die Möglichkeit, Experten mit Kurzvorträgen einzubinden.

Dieser Beitrag wurde am 17.5.2018, 9.30 h korrigiert.

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