Endgültige Rehabilitation für langwirksames Nifedipin

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Mitte der 90er Jahre entbrannte eine heftige öffentliche Debatte über die Wirksamkeit und Sicherheit von Kalziumantagonisten. Öl ins Feuer goß dabei vor allem die Arbeitsgruppe um Professor Curt Furberg, die immer wieder vor vermeintlichen kardialen und nicht-kardialen Risiken dieser Substanzen warnte.

Ausgehend von der in Studien tatsächlich dokumentierten ungünstigen Wirkung kurzwirksamer Dihydropyridin-Formulierungen ritten Furberg und Mitarbeiter ihre Attacken gegen die gesamte Wirkstoffgruppe.

Inzwischen ist die hitzige Kontroverse Vergangenheit. Abkühlende Wirkung hatten vor allem die Ergebnisse neuer Studien zur Hypertonie-Behandlung mit langwirksamen Kalziumantagonisten wie Amlodipin, die viele der von Furberg vorgetragenen Befürchtungen inzwischen entkräftigt haben. Gemessen an harten klinischen Endpunkten konnten Kalziumantagonisten im Vergleich zu anderen antihypertensiven Therapien eine mindestens äquivalente präventive Wirksamkeit unter Beweis stellen.

Reaktion auf Kontroverse über Nutzen von Kalziumantagonisten

Ein später Ausläufer der von Furberg ausgelösten hohen Wellen ist die in München erstmals vorgestellte ACTION-Studie (A Coronary Disease Trial Investigating Outcome with Nifedipin GITS). Sie ist als unmittelbare Reaktion auf dessen damalige Kritik von einem europäischen Forscherteam mit dem Ziel gestartet worden, mit neuen Fakten das besonders angefeindete Nifedipin speziell in der Behandlung von Patienten mit stabiler Angina pectoris zu rehabilitieren. Studienmedikament in ACTION war das langwirksame Retardpräparat Nifedipin GITS (Gastrointestinales Therapeutisches System), das zwar in einigen europäischen Ländern, nicht aber in Deutschland auf dem Markt ist.

Insgesamt 7665 Patienten mit symptomatischer stabiler KHK sind knapp fünf Jahre lang mit Nifedipin GITS oder Placebo behandelt worden.

Kein signifikanter Unterschied im primären Studienendpunkt

Im Einfluß auf die Gesamtrate primärer Ereignisse (Tod, Herzinfarkt, refraktäre Angina, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, periphere Revaskularisation) unterschied sich die Therapie mit diesem Kalziumantagonisten nicht von der mit Placebo. Eine um 6 / 3 mmHg stärkere Senkung des Blutdrucks in der mit dem Kalziumantagonisten behandelten Gruppe hatte dabei wider Erwarten keine Differenz im primären Endpunkt zur Folge.

Für einzelne kardiovaskuläre Endpunkte wie Herzinsuffizienz, Notwendigkeit von Koronarangiographien oder Bypass-Op ergaben sich allerdings in der Nifedipin-Gruppe niedrigere Inzidenzraten. Die Häufigkeit von Myokardinfarkten war in beiden Gruppen gleich.

Für ACTION-Studienleiter Professor Philip Poole-Wilson aus London sind diese Ergebnisse der erhoffte Beweis dafür, daß die symptomatische Langzeittherapie mit Nifedipin GITS als sicher gelten kann. (ob)

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