Studie bestätigt Nutzen von Stammzellen nach Herzinfarkt

HAMBURG (nie). Eine Studie an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock bestätigt, daß sich körpereigne adulte Stammzellen zur Reparatur beschädigter Herzen erfolgreich nutzen lassen. Die Herzfunktion der Patienten konnte um neun Prozent verbessert werden. Die Organe wurden zudem besser durchblutet.

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Die deutschlandweit größte Studie zur kardialen Stammzellentherapie mit insgesamt 100 Patienten belege, daß sich geschädigtes Herzgewebe nach einem Infarkt zumindest teilweise erholen könne. Dies hat der Leiter der Studie, Professor Gustav Steinhoff aus Rostock, bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Hamburg berichtet.

Die Therapie mit adulten Stammzellen aus dem Knochenmark eigne sich besonders für Patienten, die noch ein funktionierendes, aber schlecht durchblutetes Herzgewebe haben. "Das sind in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen", betonte Steinhoff.

      Die injizierten Zellen fördern die Entstehung von neuen Kapillaren.
   

In der Studie wurde den Patienten während einer Bypass-Operation Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Etwa ein Prozent der Knochenmark-Stammzellen (100 000 bis 200 000 Zellen) mit dem Oberflächenantigen CD133 wurden im Reinraumlabor isoliert und mit einer geringen Flüssigkeitsmenge (0,2 bis 0,3 ml) entweder direkt oder per Katheter in die Herzmuskulatur injiziert. "Im Herzmuskel bilden sich dann kleine Kapillaren aus, die Durchblutung wird besser", sagte Steinhoff.

Allerdings nur ein kleiner Teil der injizierten Zellen überlebt. Sie reichen aber offenbar aus, die Herzfunktion zu verbessern. Unklar ist noch, wie dies geschieht. "Daß sich die Stammzellen aber in Herzmuskelzellen verwandeln, ist mehr als unwahrscheinlich", betonte Steinhoff. Dies könnte im Zukunft möglicherweise embryonalen Stammzellen gelingen.

Jenseits zelltherapeutischer Verfahren wird für den Ersatz von erkranktem Gewebe von Herzmuskel, Herzklappen und Luftröhre intensiv die Gewebezüchtung (tissue engineering) erforscht, bei der auch adulte und embryonale Stammzellen genutzt werden. Bei dem Verfahren sollen einmal verschiedene abbaubare Gerüste aus Tiergewebe oder Kunststoff mit patienteneigenen Zellen besiedelt werden, um etwa funktionsfähiges Herzmuskelgewebe, Herzklappen und Ösophagusabschnitte herzustellen, so Professor Axel Haverich aus Hannover. Es gebe bereits experimentelle Arbeiten in verschiedenen Stadien, die meisten jedoch noch nicht in klinischen Studien.

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