Herzinfarkt - oft trifft es sozial Schwache

KÖLN (pah). Der Herzinfarkt gilt als typische Managerkrankheit, trifft aber häufig sozial Benachteiligte.

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Zu diesem Ergebnis kommt der Medizinsoziologie Professor Johannes Siegrist von der Universität Düsseldorf. Bürger aus unteren sozialen Schichten seien zwei bis drei Mal häufiger betroffen von Herzinfarkten als Menschen aus höheren Schichten, sagt Siegrist.

"Mit jedem Schritt abwärts auf der sozialen Leiter erhöht sich das Herzinfarkt-Risiko." Siegrists Forschungsgruppe ist derzeit mit einer Langzeituntersuchung an 4800 Erwachsenen beteiligt, die den Zusammenhang zwischen sozialer Stellung und Herzinfarktrisiko untersucht.

Siegrist will Ärzte für das Thema sensibilisieren. Bei Risikopatienten sollten beispielsweise eine Sozialanamnese zur Routine-Untersuchung gehören. Das Herzinfarktrisiko hängt nach Angaben von Siegrist von zwei Bedingungen ab: einem gesundheitsschädigenden Lebensstil und chronischem Streß. "Dauerstreß vor allem im Berufsleben kommt in den unteren sozialen Schichten häufig vor und wirkt sich dort besonders schlimm aus", sagt Siegrist.

Gesundheitsgefährdend sei vor allem die Kombination aus anstrengender, unselbständiger Arbeit und dem Fehlen einer angemessenen Belohnung. Darunter verstehen die Forscher nicht nur angemessene Bezahlung, sondern auch Anerkennung, Arbeitsplatzsicherheit und Aufstiegsmöglichkeiten.

"Die Balance zwischen dem, was geleistet wird, und dem, was man zurückbekommt, ist in diesen Fällen gestört", erklärt Siegrist. Das käme besonders häufig bei weniger qualifizierten Berufsgruppen vor.

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