Noch keine Einheit: Im Osten liegt Sterberate durch Herzinfarkt weit über dem Durchschnitt

In Deutschland sterben immer weniger Menschen am Herzinfarkt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Es gibt weiterhin enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern bei der Herzinfarkt-Sterberate.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Noch keine Einheit: Im Osten liegt Sterberate durch Herzinfarkt weit über dem Durchschnitt

© Foto: Sebastian Kaulitzkiwww.fotolia.de

1995 wurden in Deutschland noch etwa 80 000 tödlich verlaufene Herzinfarkte verzeichnet. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich auf zuletzt 57 788 im Jahr 2007 - darunter 31 195 Männer und 26 593 Frauen. Das entspricht einem absoluten Rückgang um mehr als ein Viertel. Die Sterbeziffer für den Herzinfarkt ist mit 70 Gestorbenen pro 100 000 Einwohner gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,3 Prozent erhöht.

Dabei liegen die Sterbeziffern regional um mehr als das 4-Fache auseinander: An der Spitze - positiv gesehen - liegt Berlin, hier ist die Sterbeziffer mit 25 am niedrigsten. Es folgen Bremen mit 37, Schleswig-Holstein mit 39 und Hessen mit 55. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit 103. Nur wenig besser schneiden Sachsen mit 95 und Brandenburg mit 94 Herzinfarkttoten pro 100 000 Einwohner ab. Diese Unterschiede belegt der schon traditionelle "Herzbericht 2008", den der Autor Dr. Ernst Bruckenberger aus Hannover, Leitender Ministerialrat a. D., am Donnerstag vorgestellt hat.

Bruckenberger hat erneut die Sterbeziffern einzeln pro Landkreis berechnet. Demnach führt Flensburg die Liste der Top Five an. Hier gab es die größten altersbereinigten Abweichungen vom bundesdeutschen Durchschnitt nach unten, mit minus 72 Prozent. Es folgen Berlin mit minus 62 Prozent, Neumünster mit minus 60, der Landkreis Schleswig-Flensburg mit minus 59 Prozent und Jena mit minus 59.

Die größten Abweichungen nach oben wiesen Duisburg mit 92 Prozent, der Landkreis Kulmbach/ Oberfranken mit 84 Prozent, der Mittlere Erzgebirgskreis mit 83 und Nordpommern mit 82 sowie die Stadt Hoyerswerda mit 80 Prozent auf.

Solche Abweichungen seien keine deutsche Besonderheit, schreibt Bruckenberger. So reiche in Österreich die Spannweite von minus 100 Prozent im Bezirk Rust bis plus 109 Prozent im Bezirk Steyer-Land. In der Schweiz hingegen sei die Abweichung deutlich geringer: Sie reiche von minus 26 Prozent im Kanton Genf bis plus 32 Prozent im Kanton Thurgau.

Zur Versorgungssituation resümiert Bruckenberger: "Von einer auch nur in etwa gleichmäßigen Versorgungslandschaft für die wesentlichen Herzkrankheiten kann in Deutschland nicht gesprochen werden." Beim Länderranking schnitten Baden-Württemberg, Sachsen und Bremen am besten ab. Das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen wiesen im Vergleich die ungünstigsten Werte auf.

Die Analyse der Sterbeziffern nach Altersgruppen bestätige bei den ischämischen Herzkrankheiten ein weiteres Mal die vom Verfasser seit Jahren vertretene Auffassung, dass unter anderen durch den enormen Einsatz moderner Diagnoseverfahren und Therapiemethoden sowie pharmakologischer Fortschritte die Sterbeziffer gesenkt und der Eintritt des Todes in die späteren Lebensjahre verschoben werden konnte. Aus Sicht der Betroffenen sei dies sicherlich erfreulich, heißt es im Herzbericht. Über die Frage, ob dieses Ergebnis auch mit einem geringeren Mitteleinsatz hätte erzielt werden könne, lasse sich - je nach Interessenlage - trefflich streiten.

Vor allem bei der PCI hat es einen enormen Zuwachs gegeben. Deren Zahl ist von knapp 110 000 im Jahr 1995 auf über 300 000 im Jahr 2007 gestiegen. Die Zahl isolierter Koronar-Operationen ging leicht zurück, von 52 000 auf gut 47 000. Die PCI setze sich gegenüber der isolierten Bypass-Op immer stärker durch und werde bei hoch betagten Patienten eindeutig bevorzugt. So erfolgten 2008 bei über 80-Jährigen pro eine Million Einwohner etwa elf Mal mehr PCI als Bypass-Operationen.

www.bruckenberger.de

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