Herzinfarkt

Kälte ist wichtigster "Umwelttrigger"

Unter den Umweltfaktoren scheint Kälte der wichtigste "Trigger" für die Entwicklung eines akuten Myokardinfarkts zu sein.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:

AMSTERDAM. Die Feinstaubbelastung der Luft ist in epidemiologischen Studien wiederholt in Zusammenhang mit der Entstehung von Herzinfarkten gebracht worden.

Allerdings seien bei diesen Analysen andere meteorologische Bedingungen wie Temperaturveränderungen als potenziell Einfluss ausübende Co-Faktoren unberücksichtigt geblieben, konstatiert eine belgische Forschergruppe um Professor Marc Claeys aus Antwerpen.

Diese Gruppe hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, den unabhängigen Einfluss von Luftverschmutzung und Temperaturschwankung auf die Infarktentwicklung zu klären.

In ihrer Studie haben die Forscher Daten von knapp 16.000 Patienten ausgewertet, die zwischen 2006 und 2009 an 32 belgischen Herzkatheter-Zentren mit akutem Myokardinfarkt aufgenommen geworden waren.

Die wöchentlichen Aufnahmeraten - pro Woche kamen im Schnitt 77 Infarktpatienten zur Behandlung - wurde in Beziehung zu meteorologischen Daten gesetzt, die in den gleichen Zeitperioden täglich an 73 über ganz Belgien verteilten Wetterstationen gemessen worden waren.

Das Interesse galt dabei der graduellen Feinstaubbelastung der Luft, der Schwarzrauchemission, der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit.

Die univariate Analyse ergab eine positive Korrelation von Feinstaubbelastung und Herzinfarkt sowie eine inverse Korrelation von Temperatur und Herzinfarkt.

Bereits geringe Temperaturunterschiede können Infarkte begünstigen

In der multivariaten Analyse blieb dann aber eine signifikante Korrelation nur noch für die Temperatur bestehen. Demnach stieg mit jedem Absinken der Temperatur um zehn Grad die Herzinfarkt-Häufigkeit um sieben Prozent an.

Zusätzliche Analysen ergaben, dass niedrige Temperaturen nicht nur im Winter als Trigger für Herzinfarkte bedeutsam waren, berichtet Studienleiter Claeys beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Amsterdam.

Anscheinend können schon geringe Temperaturunterschiede zwischen Innenräumen und dem Freien Infarkte begünstigen, so Claeys. Der Einfluss der Luftverschmutzung als Trigger ist nach diesen Studiendaten eher unerheblich.

Wahrscheinlich führe eine Stimulation von Kälterezeptoren im sympathischen Nervensystem zu einer verstärkten Ausschüttung von Katecholaminen, so Claeys.

Kälte fördere auch die Thrombozyten-Aggregation und mache das Blut zähflüssiger - was das Risiko für Thrombosen erhöht. Vor allem Personen mit erhöhtem Herzinfarktrisiko sollten sich deshalb gegen starke Temperaturschwankungen wappnen.

Mehr zum Thema

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Aktuelle Analyse

KHK – positiver Abwärtstrend

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen