DGK-Herbsttagung

Plädoyer für Präventions-Programme

"Eine große Herausforderung für die Herz-Medizin ist, dass der Trend zu ungesundem Lebensstil den Fortschritten in der Früherkennung und Behandlung entgegenwirkt", betonte der DGK-Präsident Professor Christian Hamm im Vorfeld der Herbsttagung seiner Gesellschaft.

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DRESDEN. "Übergewicht und Diabetes nehmen erschreckend zu, der Anteil von Rauchern geht insgesamt kaum zurück. Das relativiert die Erfolge, die wir zum Beispiel medikamentös bei der Blutdrucksenkung oder den Blutfettwerten erreichen können", sagte der Kardiologe von der Klinik I, Universität Gießen und der Abteilung für Kardiologie an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim.

"Das macht deutlich, dass die Verbesserung von Therapien allein nicht ausreicht. Dieses Problem kann die Kardiologie allein nicht lösen. Wir brauchen auch verstärkt Präventions-Programme, die Koronarpatienten bei der Änderung ihres Lebensstils konsequent unterstützen, und dabei ist auch die Politik gefordert."

Die Kampagne "25 bis 25" der WHO und der World Heart Federation (WHF) sei hier eine willkommene Unterstützung.

Sie verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2025 vorzeitige Tode durch Herz-Kreislauf-Krankheiten auf 25 Prozent zu verringern: Durch die konsequente medikamentöse Behandlung beeinflussbarer Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck und ungünstigen Blutfettwerten sowie durch Maßnahmen gegen das Rauchen, gegen Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum.

Belegen lässt sich der von Hamm beklagte Trend in die falsche Richtung unter anderem mit Daten aus dem EUROASPIRE-Survey. Diese regelmäßige Erhebung von Registerdaten liefert Informationen zur Qualität der kardiovaskulären Prävention in mehr als 20 europäischen Ländern.

Zeitliche Trends bei Risikofaktoren

Aus den Ergebnissen verschiedener Erhebungsperioden lassen sich für einzelne Risikofaktoren zeitliche Trends ermitteln. Die neueste "Zeittrend"-Analyse ist Anfang September bei Kongress der europäischen Kardiologen-Kongress in Amsterdam vorgestellt worden.

Analysiert wurden Daten von 12.775 KHK-Patienten, die in drei Perioden (1999-2000; 2006-2007 und 2012-2013) in neun europäischen Ländern erhoben worden waren.

Bei den Blutdruck- und Lipidwerten verlief die Entwicklung erfreulich. So hat sich etwa der Anteil der Patienten mit sehr hohen Blutdruckwerten zwischen der ersten und letzten Erhebung von initial 21,9 Prozent auf nur noch 12,8 Prozent verringert.

Das Gleiche bei den Lipiden: Die Prävalenz hoher LDL-Cholesterinwerte (= 5 mmol/l, 193 mg/dl) verringerte sich signifikant von 78,0 Prozent (erste Erhebung) auf 33,5 Prozent (neueste Erhebung).

Eindeutig verschlechtert hat sich die Situation bei den stärker durch den Lebensstil beeinflussten Risikofaktoren. Im Zeitraum zwischen 1999 und 2013 nahm die Prävalenz der Fettleibigkeit von 31,9 Prozent auf 38,5 Prozent zu. Bei der abdominellen Fettleibigkeit gab es einen Anstieg von 50,5 auf 57,2 Prozent.

Parallel dazu stieg mit jeder Erhebung auch die Prävalenz des Diabetes mellitus, und zwar von 18,5 Prozent über 23,8 Prozent auf schließlich 27,2 Prozent. (ob)

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