Langzeitstudie

Koronarsklerose durch sehr viel Sport?

Treiben Männern von jungen Jahren an sehr intensiv Sport, ist bei ihnen im mittleren Alter häufiger eine subklinische Koronarsklerose nachweisbar als bei bewegungsfaulen Männern.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
In einer prospektiven Studie wurde das Risiko für Herzerkrankungen durch ein sehr hohes sportliches Pensum untersucht. Vor allem weißen jungen Männern scheint es zu schaden.

In einer prospektiven Studie wurde das Risiko für Herzerkrankungen durch ein sehr hohes sportliches Pensum untersucht. Vor allem weißen jungen Männern scheint es zu schaden.

© YouraPechkin / Getty Images / iStock

CHICAGO. Körperlich aktive Menschen haben nachgewiesenermaßen ein geringeres Risiko für Krankheit oder Tod aus kardiovaskulärer Ursache. Kardiologen raten daher zu ausreichender Bewegung, etwa 150 Minuten sportliche Aktivitäten mit mittlerer Intensität pro Woche. Ein Ergebnis der CARDIA-Studie, in der die Entstehung kardiovaskulärer Risikofaktoren bei jungen Menschen prospektiv verfolgt wird, ist daher überraschend (Mayo Clin Proc 2017, online 16. Oktober 2017). Männer mit weißer Hautfarbe, die langfristig das Dreifache des genannten Pensums absolvieren, haben demnach ein erhöhtes Risiko für Kalkablagerungen in den Koronarien im mittleren Lebensalter.

Für die Studie wurden Daten von 3175 CARDIA-Teilnehmern analysiert, 57 Prozent davon waren Frauen und 47 Prozent hatten schwarze Hautfarbe. Sie wurden ab dem 18. bis 30. Lebensjahr 25 Jahre lang regelmäßig zum Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität befragt und dementsprechend in drei Kategorien eingeteilt:

» Gruppe 1: weniger als 150 Minuten Sport pro Woche (57,1 Prozent),

» Gruppe 2: 150-Minuten Sport (34,5 Prozent),

» Gruppe 3: 150-Minuten-Pensum dreifach übertroffen (8,4 Prozent).

Nach Abgleich von anderen kardiovaskulären Risikofaktoren hatte die besonders aktive Gruppe 3 im Vergleich zur Gruppe 1 ein um 27 Prozent höheres Risiko für Koronarkalk (Coronary Artery Calcification Score, CACS >0); der Unterschied war aber nicht signifikant. Wurden die Gruppen jedoch nach ethnischer Herkunft unterteilt, zeigte sich bei Weißen der Gruppe 3 ein signifikant um 80 Prozent erhöhtes Risiko für einen CACS >0; für Schwarze war das nicht der Fall. Zudem ergab sich, dass die Risikosteigerung für weiße Männer signifikant war (plus 86 Prozent), für weiße Frauen aber nur ein nicht signifikanter Trend bestand. Ein CACS >20 fand sich ebenfalls am häufigsten bei weißen Männern der Gruppe 3.

Muss man daraus ableiten, dass intensiver Sport der kardiovaskulären Gesundheit abträglich ist? Immerhin gibt es schon aus zwei anderen Studien Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen exzessivem Ausdauersport und einer höheren koronaren Plaquelast (Eur Heart J 2008; 29: 1903 und Circulation 2017, 136: 126). Der Kalk-Score wiederum hat sich als verlässlicher Indikator für das KHK-Risiko erwiesen.

Allerdings könnte es, so der Einwand der Autoren der aktuellen Studie, bei den Intensivsportlern Faktoren geben, die eine Plaquestabilisierung bewirken. "Das heißt, selbst wenn bei Ausdauerathleten im Vergleich zu sportlich inaktiven Männern mehr Atherosklerose auftritt, muss sich das nicht zwingend in schlechteren klinischen Ergebnissen niederschlagen", so Dr. Deepika Laddu von der Universität in Chicago und ihre Kollegen.

Vielmehr gebe es Studiendaten, wonach Ausdauersportler, die an Wettkämpfen teilnehmen, ein niedrigeres Sterberisiko hätten. Die US-Ärzte empfehlen jedoch, dem Befund eines etwas erhöhten CACS bei exzessiv Sporttreibenden sowie dessen Ursachen und den klinischen Konsequenzen weiter auf den Grund zu gehen.

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