Das Bauchfett kann dem Herzen viele Probleme machen

Ein lange nur wenig gewürdigtes Gewebe hat beim ACC erhöhte Aufmerksamkeit erfahren: das abdominelle Fett. Dieses wird zunehmend als eigener kardialer Risikofaktor diskutiert, und sekundärpräventive Strategien werden hierzu entwickelt. Auch an der Entstehung von Vorhofflimmern scheint es beteiligt zu sein. Denn adipöse Patienten haben offensichtlich ein erhöhtes Risiko für diese Arrhythmien.

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Philipp Grätzel von Grätz

Menschen mit größerem Bauchumfang haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Dies ist eines der ersten Ergebnisse der von Sanofi-Aventis unterstützten IDEA-Studie (International Day for the Evaluation of Abdominal Obesity Study), die in Atlanta vorgestellt wurden. "Der Bauchumfang ist ein vom BMI unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre Erkrankungen", sagte Studienleiter Professor John Deanfield vom University College London.

Den Daten zufolge steige das Risiko, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu haben, bei Männern je nach eingesetztem statistischem Modell um 21 bis 40 Prozent, wenn der Bauchumfang um 14 cm zulegt. Der entsprechende Wert für Frauen: 14,9 cm. Diese Korrelationen seien ausgeprägter als beim BMI (Body-Mass-Index) und für alle verwendeten Berechnungen statistisch signifikant. Die Zahlen beruhen auf Daten, die von Hausärzten in 63 Ländern bei insgesamt 177 345 Patienten erhoben wurden.

Im Hinblick auf eine mögliche Verringerung des kardiovaskulären Risikos wird zunehmend die gezielte medikamentöse Gewichtsabnahme durch Substanzen wie den Endocannabinoid-Blocker Rimonabant ins Spiel gebracht. Der scheint über die Gewichtsabnahme hinaus auch metabolische Effekte zu haben, wie Professor Luc van Gaal von der Universität Antwerpen auf einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis erläuterte.

So sei der unter Rimonabant-Therapie beobachtete metabolische günstige Anstieg von Adiponectin und HDL-Cholesterin sowie der in Studien ebenfalls zu beobachtende Abfall beim HbA1c-Wert jeweils nur etwa zur Hälfte durch die Gewichtsabnahme zu erklären.

Die Zulassung von Rimonabant wird noch dieses Jahr erwartet. Vor kurzem hat es vom Ausschuß für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA eine Zulassungsempfehlung erhalten.

Auch Rhythmologen haben das Bauchfett als ein Gewebe, das einem regelmäßigen Herzrhythmus zumindest nicht förderlich ist, auf dem Kieker: Wie eine in Atlanta präsentierte Untersuchung zeigt, haben adipöse Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern ein erhöhtes Risiko, ein permanentes Vorhofflimmern zu entwickeln.

Diese Korrelation deckte eine retrospektive Kohortenstudie der Mayo Clinic in Kanada auf. Untersucht wurden die medizinischen Unterlagen von 3248 Patienten mit eindeutig dokumentiertem, episodenhaftem ("paroxysmalem") Vorhofflimmern.

Bei 557 dieser Patienten, also bei 17 Prozent der Kohorte, wurde aus dem paroxysmalen Vorhofflimmern im Untersuchungszeitraum ein permanentes Vorhofflimmern. Die Wissenschaftler konnten nun einen starken Zusammenhang mit dem BMI nachweisen: Unabhängig von Alter, Geschlecht und Grunderkrankung stieg das Risiko mit jedem BMI-Punkt. Für die Gruppe der sehr übergewichtigen Menschen mit einem BMI über 30 bedeutet das zum Beispiel ein um knapp 50 Prozent höheres Risiko, ein permanentes Vorhofflimmern zu entwickeln, eine statistisch hoch signifikante Korrelation (p < 0,0001).

Die Studie lege den Schluß nahe, daß die zunehmende Fettleibigkeit der Bevölkerung ein wichtiger Grund für die Zunahme der Prävalenz an Vorhofflimmern sein könnte, so die Wissenschaftler in ihrer Interpretation der Daten.

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