Herz-Insuffizienz
Macht Katheterablation die Antikoagulation überflüssig?
Für Patienten mit Vorhofflimmern und hohem Schlaganfallrisiko wird auch nach erfolgreicher Katheterablation eine Langzeittherapie mit oralen Antikoagulanzien empfohlen. Eine schwedische Registerstudie stützt diese Empfehlung.
Veröffentlicht:UMEå. Durch Katheterablation kann Vorhofflimmern – vor allem bei jüngeren Patienten mit paroxsymalem Auftreten – häufig dauerhaft beseitigt werden. Ob damit auch das Schlaganfallrisiko schwindet, ist aber unklar.
In zwei epidemiologischen Studien hatten die Patienten nach erfolgreicher Katheterablation ein sehr geringes Insultrisiko, obwohl sie die orale Antikoagulation abgesetzt hatten. In einer anderen Studie wurde dagegen bei Hochrisikopatienten, die nach der Intervention auf Antikoagulanzien verzichteten, ein erhöhtes kardioembolisches Risiko festgestellt.
Zum selben Ergebnis ist jetzt eine Registerstudie aus Schweden gelangt. "Nach der Isolierung der Pulmonalvenen die Warfarintherapie zu beenden, ist bei Hochrisikopatienten nicht sicher", warnen die Studienautoren um Sara Själander von der Universität in Umeå (JAMA Cardiol 2016, online 23. November).
Die Studienkohorte bestand aus 1585 Patienten mit erstmaliger Katheterablation und einem mittleren CHA2DS2-VASc-Score von 1,5. Fast alle (96 Prozent) erhielten leitliniengemäß eine Antikoagulation während der ersten drei Monate nach dem Kathetereingriff.
Von 1175 Patienten, die mehr als ein Jahr nachbeobachtet werden konnten, setzten 360 (30,6 Prozent) den Vitamin-K-Antagonisten innerhalb des ersten Jahres ab; abhängig vom CHA2DS2-VASc-Score – 0, 1 beziehungsweise 2 oder mehr – betrugen die Quoten 42 Prozent, 35 Prozent und 20 Prozent. Ein Rezidiv, das eine wiederholte Katheterablation oder einen elektrischen Kardioversionsversuch zur Folge hatte, erlebten insgesamt 60,1 Prozent der Patienten.
Im Beobachtungszeitraum ereigneten sich elf ischämische Insulte, davon neun bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score =2. In dieser Hochrisikogruppe waren Patienten signifikant häufiger betroffen, wenn sie die antithrombotische Therapie abgesetzt hatten. Die Rate auf ein Jahr bezogen lag bei 1,6 Prozent gegenüber 0,3 Prozent bei Patienten mit fortgesetzter Antikoagulation.
Unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren hatten Therapieabbrecher bei einem CHA2DS2-VASc-Score =2 ein 4,6-mal so hohes Schlaganfallrisiko. Bei einem Schlaganfall in der Anamnese war das Risiko sogar um den Faktor 13,7 erhöht. In der Gruppe mit CHA2DS2-VASc-Score < 2 hatte das Beenden der Antikoagulation dagegen keine Auswirkung auf das Schlaganfallrisiko. Ischämische Schlaganfälle hatten eine Häufigkeit von 0,1 Prozent pro Jahr, genauso wie bei Patienten mit einer Langzeittherapie.
Zwar werde durch die Katheterablation möglicherweise das Schlaganfallrisiko reduziert, so Själander und Kollegen. "Die mögliche Risikoreduktion ist aber nicht groß genug, um bei Patienten mit Risikofaktoren für einen Schlaganfall die orale Antikoagulation zu beenden."
Die Ergebnisse stehen in Einklang mit der europäischen Leitlinie, in der für Patienten mit Katheterablation und CHA2DS2-VASc-Score =2 eine IIa-Empfehlung für eine Langzeit-Antikoagulation gegeben wird.