Berufkrankheit der Astronauten

Houston, wir haben ein Herzproblem

Bei einem längeren Aufenthalt im Weltraum nimmt die Muskelmasse ab - jedoch ein Vorhof wird größer.

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Darstellung eines Astronauten: 12ml größer war der linke Vorhof nach einem Weltraumaufenthalt von sechs Monaten laut einer Studie.

Darstellung eines Astronauten: 12ml größer war der linke Vorhof nach einem Weltraumaufenthalt von sechs Monaten laut einer Studie.

© Sergey Khakimullin / Getty Images / iStock

SAN DIEGO / DALLAS. Kardiologen um Htet Khine von der University of California in San Diego und Professor Benjamin Levine von der Universität Texas haben bei 13 Astronauten, die längere Zeit auf der internationalen Raumstation verbrachten, vor und nach dem Aufenthalt eine kardiale MRT-Untersuchung vorgenommen (Circ Arrhythm Electrophysiol. 2018; 11(5): e005959). Sie haben dabei unter anderem die Größe des linken Vorhofs ausgemessen.

Zusätzlich wurden vor, nach und während des Aufenthalts Langzeit-EKGs angefertigt. Hintergrund der Studie ist, dass die Inzidenz von Vorhofflimmern bei den stark trainierten Astronauten mit 5 Prozent etwas höher ist als bei Nicht-Astronauten der gleichen Altersstufe – wahrscheinlich und ähnlich wie bei Spitzensportlern als Folge des intensiven Trainings.

Die Frage lautete also, ob sich Weltraumaufenthalte – bei denen es wegen Flüssigkeitsverschiebungen unter Schwerelosigkeit zu einer temporären Vergrößerung des Herzens kommt – zusätzlich ungünstig auf die rhythmologische Gesundheit auswirken.

Weltraumtouristen müssen eventuell auf Komplikation achten

Vorhofflimmern als Berufskrankheit im Weltraum, sozusagen, oder künftig als Komplikation des Weltraumtourismus? Die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Was die Forscher zeigen konnten war, dass das Volumen des linken Vorhofs unmittelbar nach einem sechsmonatigen Weltraumaufenthalt im Mittel um statistisch signifikante 12 ml größer ist als vorher.

Die Größe des rechten Vorhofs war unverändert, und echokardiografische Hinweise auf eine beeinträchtigte Funktion der Vorhöfe fanden sich nicht. Auch die Zunahme der Vorhofgröße war nicht von Dauer: Nach ein paar Wochen war alles wieder wie vorher. Parallelen zur temporären Abnahme der Skelettmuskelmasse im Rahmen von Weltraumaufenthalten drängen sich da natürlich auf.

Was die rhythmologische Situation angeht, wurde der Aufenthalt im Weltraum von den Astronauten überwiegend gut verkraftet. Es fanden sich teilweise leichte Veränderungen der P-Welle-Elektrophysiologie als Hinweis auf Vorhofleitungsstörungen. Supraventrikuläre Extrasystolen waren aber bei 12 der 13 Astronauten weder im Weltraum noch im Anschluss daran auf der Erde häufiger.

Beim 13. Astronauten verzeichnete das Langzeit-EKG deutlich mehr ektope Erregungen. Aber: Keiner der 13 Astronauten entwickelte während oder unmittelbar nach dem Weltraumaufenthalt Vorhofflimmern. (gvg)

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