Hohes Apoplexie-Risiko in den ersten Lebenstagen

BERLIN (gvg). In den ersten Lebenstagen ist das Risiko, einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden, etwa achtmal höher als in der restlichen Kindheit. Der Verlauf der Insulte ist aber häufig gutartig. Warum das so ist, ist ebenso unklar wie die beste Behandlungsstrategie.

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Etwa eines von 4000 reif geborenen Kindern erleidet in den ersten Lebenstagen einen ischämischen Schlaganfall, schätzt Karin Nelson von der Sektion Neurologie der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH in einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift "Lancet Neurology" (Band 3, 2004, 150). Verglichen mit Betroffenen aus anderen Altersstufen sei deren Prognose günstig, so Nelson.

In mehreren epidemiologischen Studien sei jeweils etwa die Hälfte der Kinder mit Schlaganfall im späteren Leben neurologisch unauffällig gewesen. Tritt ein Schlaganfall im späteren Kindes- oder im Erwachsenenalter auf, dann ist das allerhöchstens bei einem Drittel der Betroffenen der Fall.

Die Gründe dafür sind weitgehend unerforscht: Ob dem Ort des Gefäßverschlusses eine Bedeutung zukommt, ob Nervenzellen neu gebildet werden, synaptische Verbindungen trotz der ischämischen Gewebeschädigung erhalten bleiben oder betroffene Hirnfunktionen dauerhaft in andere Hirnrindenareale verlagert werden, das alles ist im Augenblick noch Spekulation.

Auch für die Behandlung von Neugeborenen mit ischämischem Schlaganfall gebe es im Moment keinerlei Leitlinien oder auch nur randomisierte Studien, beklagt Nelson. Die einzige Empfehlung, die man Ärzten aktuell geben könne, laute, bei eventuellen Infektionen sowie Fieber und Krämpfen bei einem Neugeborenen mit Schlaganfall intensiv zu behandeln.

Vor allem fordert die US-amerikanische Epidemiologin Untersuchungen zur Primärprävention. Besonders bei bekannten Gerinnungsstörungen eines oder beider Elternteile müßten die Erfolgsaussichten von prophylaktischen Behandlungen gegen Ende der Schwangerschaft oder unmittelbar nach der Geburt evaluiert werden, so Nelson.

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