Große Studie zum Schlaganfall bei jungen Menschen

BERLIN (gvg). Bei jedem dritten bis vierten Schlaganfall vor dem 55. Lebensjahr bleibt die Ursache unklar. Eine europaweite Studie soll ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen. Sie untersucht die Häufigkeit des Morbus Fabry.

Veröffentlicht:

Insgesamt 5000 junge Schlaganfallpatienten werden an der SIFAP-Studie (Stroke in Young Fabry Patients) teilnehmen. Sie werden genetisch oder biochemisch auf Morbus Fabry untersucht. "Wir schätzen, dass bei fünf Prozent aller jungen Patienten mit unklarem Schlaganfall ein Morbus Fabry zugrunde liegt, aber genaue Zahlen dazu fehlen", sagte Studienleiter Professor Arndt Rolfs von der Universität Rostock. Die soll die auf 18 Monate angelegte SIFAP-1-Studie liefern.

Am Ende dürften etwa 100 Patienten mit M. Fabry identifiziert sein. Diese Patienten werden dann in der SIFAP-2-Studie 45 Monate lang behandelt. Alle erhalten einen Hemmstoff der Thrombozytenaggregation. Einige bekommen zudem eine Enzymersatztherapie mit synthetischer alfa-Galaktosidase (Agalsidas alfa, ReplagalTM). Finanzielle Unterstützung kommt vom Hersteller Shire.

Der zweite Teil der Studie soll Grundsatzfragen klären. So ist bekannt, dass die Enzymtherapie die kardialen und renalen Probleme bei Morbus Fabry vermindert. Ob damit aber eine Schlaganfallprophylaxe möglich ist, ist unklar. Ebenfalls unklar ist der Mechanismus der Schlaganfallentstehung. Hier erhoffen sich die Neurologen Aufschlüsse durch mehrere Kernspinuntersuchungen, denen sich die Patienten unterziehen werden.

"Vielleicht gelingt es sogar, MRT-Kriterien zu definieren, um schon anhand der Schlaganfallbildgebung sofort einen Morbus Fabry zu diagnostizieren", sagte Professor Franz Fazekas aus Graz.



STICHWORT

Morbus Fabry

Der Morbus Fabry ist eine X-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit mit multiplen Angiokeratomen und dem Befall innerer Organe. Betroffen sind bei den Erkrankten die Nieren, das Herz-Kreislauf-System, die Augen und auch das Zentralnervensystem mit epileptischen Anfällen, psychotischen Episoden und Schmerzzuständen. Die Krankheit hat unter anderen Niereninsuffizienz und Herzhypertrophie zur Folge. Ursache ist ein Mangel des Enzyms alfa-Galaktosidase. (eb)

Mehr zum Thema

Embolischer Schlaganfall mit unklarer Quelle

Kardio-MRT nach ESUS fördert oft relevante Befunde zutage

Neuroophthalmologischer Lifehack

Hemianopsie lässt sich auch per Telefon diagnostizieren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“