Ausgeprägte Leukoaraiose - das deutet auf schlechte Prognose

Die zerebrale Bildgebung kann bei Patienten nach einem Schlaganfall auch wertvolle Hinweise zur langfristigen Prognose und zu geeigneten Reha-Maßnahmen liefern.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Farbkodierte Hirn-CT-Aufnahme: Durchblutetes Gewebe lässt sich gut von abgestorbenem (blau) unterscheiden.

Farbkodierte Hirn-CT-Aufnahme: Durchblutetes Gewebe lässt sich gut von abgestorbenem (blau) unterscheiden.

© Allgemeinkrankenhaus Altona

MANNHEIM. Die zerebrale Bildgebung bei Schlaganfallverdacht ist ein absolutes Muss, da sich bei etwa einem Viertel der Patienten andere Ursachen wie vestibuläre Probleme oder zervikale Gefäßstenosen als Ursache herausstellen. Daran hat Dr. Klaus-Martin Stephan von der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch erinnert.

Die zerebralen Bilder können aber nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur Beurteilung der Prognose benutzt werden. Wird klinisch etwa die Erholung der Armfunktion in den ersten drei bis vier Wochen nach dem Schlaganfall als wichtiger prognostischer Faktor betrachtet, so können Läsionsort und Läsionslast weitere Informationen liefern.

Schädigungen im Bereich kortikospinaler Trakte lassen etwa auf eine anhaltend beeinträchtigte Feinmotorik schließen, so Stephan auf der Neurowoche in Mannheim. Ein anderes Beispiel nannte Professor Stefan Knecht von der Schön Klinik in Hamburg Eilbek: Je stärker bei Aphasikern der Hippocampus durch die Läsion in Mitleidenschaft gezogen wurde, umso schlechter lässt sich die Sprachfähigkeit anschließend bessern. Bei starker Schädigung macht ein Sprachtraining daher mitunter wenig Sinn. Wird jedoch nur die Größe einer Läsion betrachtet und nicht der Ort, so sagt dies wenig über die Rückkehr verlorener Funktionen aus.

Auch das Alter der Patienten ist für die Regeneration nach Apoplexie entscheidend, aber nicht unbedingt das biologische Alter. Als Marker hat sich hier das Ausmaß der Leukoaraiose im MRT oder CT erwiesen, also eine Hyperintensität der weißen Substanz, wie sie bei älteren Gehirnen beobachtet wird. Je stärker diese ausgeprägt ist, um so geringer ist der Reha-Erfolg. "Wenn man das Ausmaß der Leukoaraiose kennt, ist das biologische Alter kein Kriterium mehr für die Prognose", so Knecht.

Wenig Besserung ist auch zu erwarten, wenn die Läsionen bilateral vorliegen. Dagegen ist es ein gutes Zeichen, wenn im fMRT, etwa bei entsprechenden Bewegungen, eine ipsiläsionale Aktivität erscheint. Eine kontraläsionale Aktivität spricht dagegen für eine massive Zerstörung in der Läsion. Solche Analysen könnten zusätzlich zur klinischen Beurteilung bei der Entscheidung helfen, welche Reha-Maßnahmen für die einzelnen Patienten sinnvoll sind und welche nicht.

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