Dänische Registeranalyse

Immer mehr Menschen überleben einen Schlaganfall

Schlaganfallpatienten haben heute viel bessere Chancen, den Infarkt zu überleben, als zu Beginn der 1990er-Jahre: Nach dänischen Daten ist die 30-Tages-Sterblichkeit bei ischämischen Infarkt fast um die Hälfte gesunken.

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AARHUS. Bei der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten hat sich in den vergangenen beiden Dekaden einiges getan: Immer mehr Patienten kommen rechtzeitig in eine Klinik und dort in den Genuss einer lebensrettenden Behandlung.

Entsprechend ist die Schlaganfall-Mortalität drastisch gesunken - zumindest für die Patienten, die es in einen Rettungswagen schaffen. Darauf deuten nun auch Daten einer großen dänischen Registeranalyse.

Für ihre Untersuchung haben Epidemiologen um Dr. Morten Schmidt von der Universität in Aarhus zum einen Angaben des Nationalen Dänischen Patientenregisters ausgewertet. Das Register umfasst Daten zu allen Dänen, die in nichtpsychiatrische Kliniken aufgenommen werden.

Aus einem weiteren Register hat das Team um Schmidt Angaben zu landesweiten Sterbefällen entnommen. Auf diese Weise stellten sie fest, wie lange Patienten nach einem Schlaganfall am Leben blieben.

Berücksichtigt werden konnten dabei allerdings nicht diejenigen Patienten, die schon verstarben, bevor sie in einen Rettungswagen gelangten (Neurology 2014; online 28. Januar).

Insgesamt wurden knapp 220.000 Dänen zwischen 1994 und 2011 aufgrund eines Schlaganfalls erstmals hospitalisiert, die Hälfte davon waren Frauen. Das Durchschnittsalter beim ersten Schlaganfall betrug 77 Jahre bei Frauen und 71 Jahre bei Männern.

Bei Männern sank das Durchschnittsalter innerhalb von 18 Jahren um zwei Jahre, bei Frauen um ein Jahr, dagegen war es beim hämorrhagischen Infarkt jeweils um vier bis fünf Jahre gestiegen (von 66 auf 71 Jahre bei Männern und von 71 auf 75 Jahre bei Frauen).

Schauten sich die Forscher um Morten nun die Sterberaten an, so waren diese zu Beginn der 1990er-Jahre in allen betrachteten Zeiträumen deutlich höher. An einem ischämischen Infarkt starben zwischen 1994 und 1998 noch 17,2 Prozent der Dänen, zwischen 2009 und 2011 waren es nur noch 10,6 Prozent.

Immer mehr Patienten mit Komorbiditäten

Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Komorbiditäten entspricht dies einer Reduktion der Sterberate um 44 Prozent. Nicht ganz so stark war der Effekt beim hämorrhagischen Infarkt. Hier sank die Sterberate im selben Zeitraum von 43 auf 34 Prozent - eine Reduktion um 33 Prozent.

Die Fünfjahressterblichkeit bei den Infarktpatienten ging ebenfalls deutlich zurück - und zwar über alle Infarktpatienten gemittelt von 57,4 Prozent zwischen 1994 und 1998 auf knapp 48 Prozent zwischen 2004 und 2008. Neuere Daten wurden hier noch nicht ausgewertet.

Interessant ist auch der Zusammenhang mit Begleiterkrankungen. So nahm der Anteil der Patienten ohne Komorbiditäten wie Diabetes, KHK, Krebs, Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern über den gesamten Analysezeitraum kontinuierlich ab - von 59,5 auf 53 Prozent für ischämischen Schlaganfall und von 68 auf 53 Prozent für hämorrhagischen Infarkt.

Entsprechend erhöhte sich der Anteil der multimorbiden Patienten (drei oder mehr Punkte beim Charlson Comorbidity Index): von 8,5 auf 14,8 Prozent bei ischämischem Infarkt und von 6,3 auf 14,1 Prozent bei hämorrhagischem Insult.

Allerdings kann auch das geänderte Diagnoseverhalten der Ärzte ein Grund für die steigende Zahl der erfassten Komorbiditäten sein. Deutlich wurde jedoch: Solche Patienten haben eine relativ schlechte Prognose - bei ihnen war die Sterberate über unterschiedliche Zeiträume etwa zweieinhalbmal höher als bei Patienten ohne Komorbiditäten.

Doch auch bei den multimorbiden Patienten ging die Sterberate seit Anfang der 1990er-Jahre deutlich zurück.

Die dänischen Forscher sehen im Wesentlichen zwei Gründe für den drastischen Rückgang der Sterberate: Zum einen habe sich die Versorgung von Schlaganfallpatienten in den vergangenen beiden Dekaden deutlich verbessert - die Patienten gelangen schneller in die Klinik, was eine gute Prognose begünstigt.

Zum anderen gelinge es besser, wichtige Schlaganfall-Risikofaktoren zu kontrollieren: Hypertoniker sind heute besser eingestellt, Cholesterinspiegel werden effektiver gesenkt, Patienten mit Vorhofflimmern erhalten eine wirksame Antikoagulation, und der Anteil der Raucher geht zurück.

Dies führe zu weniger schweren Infarkten und damit ebenfalls zu einer besseren Prognose, berichten Schmidt und Mitarbeiter. Erschreckend sei jedoch nach wie vor die hohe Sterberate bei Hirnblutungen: Ein Drittel der Patienten stirbt trotz ärztlicher Behandlung. (mut)

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