Aktivierung von Nervenbahnen

Neue Technologie zur Therapie bei Apoplexie

Eine Kombination von Neuroroboter und Hirnstimulation aktiviert bei Schlaganfall-Patienten ungenutzte Nervenbahnen. Die neue Technologie könnte auch bei Menschen eingesetzt werden, deren Handfunktion vollständig ausgefallen ist.

Veröffentlicht:
Studienaufbau zur gleichzeitigen Anwendung eines Neuroroboters und der transkraniellen Magnetstimulation.

Studienaufbau zur gleichzeitigen Anwendung eines Neuroroboters und der transkraniellen Magnetstimulation.

© Universitätsklinikum Tübing

TÜBINGEN. Nach einem Schlaganfall kann bekanntermaßen die Mehrzahl der Patienten den betroffenen Arm und die Hand nicht mehr wie vorher einsetzen. Der Bedarf an effektiven Therapien für Menschen, die anhaltend an diesen Ausfällen leiden, ist daher groß.

Tübinger Wissenschaftler haben nun eine neue Technologie entwickelt, die ungenutzte Nervenbahnen vom Gehirn zur Hand aktiviert (J Neurosci 2018; 2893-17). Diese Forschungsergebnisse können besonders für Schlaganfallpatienten mit schwerwiegenden Lähmungen von Bedeutung sein, berichtet die Universität Tübingen.

Vielversprechende Ansätze

Zwei neue Ansätze seien dabei besonders vielversprechend und für Patienten akzeptabel, weil sie ganz ohne operativen Eingriff möglich seien: Zum einen seien das Neuroroboter für die Rehabilitation, sogenannte Gehirn-Maschine-Schnittstellen (englisch: Brain-Machine Interface, BMI), die durch Hirnsignale gesteuert auch eine gelähmte Hand öffnen und schließen können, wenn sich der Teilnehmer die entsprechende Bewegung vorstellt.

Zum anderen könne die transkranielle magnetische Stimulation (TMS) zur nichtinvasiven Aktivierung genau der Hirnregionen, die für diese Bewegungen zuständig sind, eingesetzt werden. Die Tübinger Wissenschaftler hätten in vorherigen Untersuchungen bereits festgestellt, dass jeder der beiden Ansätze, getrennt voneinander eingesetzt, die Effektivität von Nervenbahnen zur Hand verbessern kann.

Nervenbahnen werden aktiviert

Das Team um den Arzt und Neurowissenschaftler Professor Alireza Gharabaghi habe jetzt zum ersten Mal nachgewiesen, dass die Kombination dieser beiden Methoden auch bisher ungenutzte Nervenbahnen aktiviert. Dies gelte jedoch nur, wenn BMI und TMS gleichzeitig angewendet werden und die Studienteilnehmer sich währenddessen die entsprechende Handbewegung auch vorstellen.

Größere Studie geplant

Diese Befunde seien besonders für Patienten, deren Handfunktion vollständig ausgefallen ist, von Bedeutung. Erste Anwendungen bei diesen schwer betroffenen Patienten bestätigten die Ergebnisse, berichtet die Universität.

Nun soll, unterstützt von der Baden-Württemberg Stiftung, die Wirksamkeit dieser neuen Therapieform in einer größeren Studie am Universitätsklinikums Tübingen untersucht werden. (eb)

Zwei Ansätze werden kombiniert:

- Neuroroboter (englisch: Brain-Machine Interface, BMI). Dabei wird – während sich der Patienten eine bestimmte Bewegung vorstellt – die Aktivität des Gehirns gemessen, von einem Computer analysiert und in ein Steuersignal umgewandelt.

- Transkranielle Magnetstimulation (TMS). Dabei werden mithilfe von Magnetfeldern jeweils die Bereiche des Gehirns stimuliert, die für diese Bewegung zuständig sind.

Mehr zum Thema

Embolischer Schlaganfall mit unklarer Quelle

Kardio-MRT nach ESUS fördert oft relevante Befunde zutage

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen