Bei Tinzaparin-Therapie besteht keine Kumulationsgefahr

Neu-Isenburg (ikr). Benötigen Patienten mit Niereninsuffizienz eine Antikoagulation, ist das niedermolekulare Heparin Tinzaparin eine gute Option. Denn bei dieser Substanz besteht aufgrund ihres relativ hohen Molekulargewichts keine Kumulationsgefahr durch erhöhte renale Ausscheidung.

Veröffentlicht:

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung ist eine effektive Antikoagulation besonders wichtig, da es durch die Nierenerkrankung zu Endothelschäden kommt und sich infolgedessen das Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen erhöht (TVT). Das belegen Studiendaten bei mehr als 19 000 Patienten (J Am Soc Nephrol 19, 2008, 135). Innerhalb von zwölf Jahren entwickelten 413 Teilnehmer eine TVT. Bei Patienten mit leichter Niereninsuffizienz war das TVT-Risiko um 28 Prozent höher als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Stadium III bis IV) war es sogar verdoppelt. Selbst unter Berücksichtigung kardiovaskulärer Risikofaktoren war das TVT-Risiko um mehr als 70 Prozent erhöht.

Tinzaparin (innohep®) ist nicht nur bei kurzzeitiger Therapie effektiv und sicher, sondern bewährt sich auch zunehmend in der Langzeittherapie. In einer Studie erhielten 737 TVT-Patienten das NMH subkutan in üblicher Dosis (175 Anti-Xa I.E./kg KG 1-mal tgl. s.c.) oder eine Standardtherapie mit Heparin intravenös, gefolgt von Warfarin (Am J Med 120, 2007, 72). Innerhalb von drei Monaten kam es in der Tinzaparin-Gruppe bei vergleichbarer Rezidivrate (4,9 versus 5,7 Prozent mit Standardtherapie) zu deutlich weniger Blutungen (13 Prozent versus 19,8 Prozent in der Standard-Gruppe). Unterschiede in der Sterberate gab es nicht, wie das Unternehmen Leo Pharma mitteilt.

Gute Langzeitergebnisse gibt es mit Tinzaparin auch bei Krebspatienten, die bekanntlich ebenfalls ein hohes TVT-Risiko haben. Bei 200 Krebspatienten sind neun Monate nach einer dreimonatigen Tinzaparin-Initialtherapie mit der üblichen Therapiedosis deutlich weniger TVT-Rezidive aufgetreten als mit der Standardtherapie, der initialen oralen Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten) (Am J Med 119, 2006, 1062). Bei vergleichbarem Blutungsrisiko war das NMH deutlich wirksamer als die Standardtherapie.

Mehr zum Thema

Möglicher Risikofaktor

Bei akuter Entzündung mehr Stentthrombosen nach PCI

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen