Lyse nach Schlaganfall ist trotz Cumarintherapie sicher

Erleiden Patienten, die Cumarine einnehmen, dennoch einen Schlaganfall, betrachten viele Ärzte eine Lysetherapie als kontraindiziert - einer Studie zufolge ein Fehler.

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Intrakranielle Blutung im MRT - bei Lyse nicht vermehrt.

Intrakranielle Blutung im MRT - bei Lyse nicht vermehrt.

© BSIP / Your_Photo_Today

DURHAM (rb). Bei Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall, die einen Gerinnungshemmer vom Cumarintyp einnehmen, zögern viele Ärzte mit der Lysetherapie.

Doch das Risiko für intra- oder extrakranielle Blutungen ist in dieser Gruppe nicht höher als bei anderen Patienten, hat eine große US-Studie ergeben. Die INR (International Normalized Ratio) sollte allerdings unter 1,7 liegen.

Daten aus dem AHA-Register

In die Beobachtungsstudie waren 23.437 Patienten einbezogen worden, die zwischen April 2009 und Juni 2011 einen ischämischen Insult erlitten hatten. Ihre Daten stammten aus dem Schlaganfallregister der American Heart Association (AHA).

Nach dem Schlaganfall hatten sie eine intravenöse Lysetherapie mit gewebespezifischem Plasminogenaktivator (tPA) erhalten. 1802 der Studienteilnehmer (7,7 Prozent) standen unter einer Therapie mit Gerinnungshemmern vom Cumarintyp, hier mit dem in den USA üblichen Warfarin. Ihre INR lag jeweils unter 1,7 (JAMA 2012; 307(24): 2600-2608).

Symptomatische intrakranielle Hämorrhagien ereigneten sich bei 5,7 Prozent der mit Warfarin und bei 4,6 Prozent der nicht mit Warfarin behandelten Patienten.

Nach Einbezug von Risikoparametern wie Alter, Geschlecht, systolischem Blutdruck und Blutzuckerspiegel erwies sich der Unterschied aber nicht als signifikant.

Kein Unterschied bei systemischen Blutungen

Auch bei systemischen Blutungen (0,9 Prozent) zeigte sich kein Unterschied. Ebenso wenig ergab sich bei der Mortalität während des stationären Aufenthalts eine bedeutsame Differenz (11,4 versus 7,9 Prozent).

Die Gefahr für Patienten unter Warfarin lag anderswo - darin nämlich, dass ihre Ärzte trotz guter Erfolgschancen keine Thrombolyse versuchten. Das ergab die weitere Analyse des AHA-Registers.

Selbst wenn sie, wie von den US-Fachgesellschaften empfohlen, eine INR unter 1,7 aufwiesen und sich im geeigneten Zeitfenster von etwa drei Stunden nach Symptombeginn befanden, wurde fast der Hälfte von ihnen (48,6 Prozent) eine Lysetherapie vorenthalten.

In einem Kommentar zur Studie konstatierte denn auch Dr. Mark Alberts, Schlaganfallspezialist der Feinberg School of Medicine in Chicago: "Das eigentliche Risiko besteht darin, Patienten nicht zu behandeln, die sich für die Therapie eignen würden und die dann womöglich umso länger an den Folgen ihres Schlaganfalls zu leiden haben."

Quelle: www.springermedizin.de

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