Kleine Personen, kleines Risiko

Große Menschen haben höheres Thrombose-Risiko

Sag mir, wie groß du bist – und ich sag dir, wie groß dein Risiko für bestimmte Krankheiten ist. Das funktioniert etwa für das Risiko eines Gefäßverschlusses. Forscher haben zwei Erklärungen dafür.

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Schematische Darstellung eines Blutpfropfens: Einer neuen Studie zufolge haben größere Menschen ein höheres Risiko für Thrombose.

Schematische Darstellung eines Blutpfropfens: Einer neuen Studie zufolge haben größere Menschen ein höheres Risiko für Thrombose.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

MALMÖ. Große Menschen haben ein höheres Risiko für eine Thrombose-Erkrankung. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen nehme mit der Körpergröße die Gefahr zu, dass eine Vene durch ein wanderndes Blutgerinnsel verstopft, berichten schwedische Forscher in "Circulation: Cardiovascular Genetics" (doi.org/10.1161/CIRCGENETICS.116.001651).

Bestätigten sich die Ergebnisse, sollte die Körpergröße künftig genau wie Übergewicht bei der Beurteilung des persönlichen Risikos berücksichtigt werden, sagt Erstautor Bengt Zöller von der Universität Lund in Malmö.

Ob auch die Körpergröße das Risiko einer Thromboembolie beeinflusst, untersuchten die Wissenschaftler um Zöller mit den Daten von mehr als 2,5 Millionen schwedischen Männern und Frauen. Sie hatten Daten von Wehrpflichtigen der Geburtsjahrgänge zwischen 1951 und 1992 analysiert, sowie von Frauen, die zwischen 1982 und 2012 ihr erstes Kind bekommen hatten.

Innerhalb dieser Gruppen identifizierten sie zudem Geschwisterpaare, die sich in ihrer Größe unterschieden. So konnten sie ausschließen, dass familiäre oder Umweltfaktoren wie die Ernährung einen eventuellen Zusammenhang bedingen.

Geschwister miteinander verglichen

Die Auswertung zeigte, dass das Risiko einer venösen Thromboembolie mit der Körpergröße zunimmt. Bei Männern, die kleiner als 1,60 Meter waren, sank das Risiko etwa um 65 Prozent im Vergleich zu Männern über 1,90 Meter.

Die Auswertung der Geschwisterdaten bestätigte das Ergebnis aus der Allgemeinbevölkerung: Größere Geschwister hatten ein höheres Thromboembolie-Risiko als ihre kleineren Brüder oder Schwestern.

"Es kann sein, dass es bei größeren Menschen mit ihren längeren Beinvenen einfach mehr Oberfläche gibt, an der es Probleme geben kann", versucht Zöller den beobachteten Zusammenhang zu erklären. Auch die Schwerkraft könne mitverantwortlich sein: "In den Beinvenen großer Menschen gibt es einen höheren Schweredruck, der das Risiko erhöht, dass der Blutfluss sich verlangsamt oder vorübergehend zum Erliegen kommt."

Zöller zufolge könne das Ergebnis der Studie eine Beobachtung von Medizinern erklären: "Die Körpergröße ist in der Bevölkerung gestiegen und steigt weiter; das könnte dazu beitragen, dass die Zahl der Thrombosen gestiegen ist." Die Körpergröße hat in Deutschland und vielen anderen Ländern in den vergangenen rund 150 Jahren erheblich zugelegt.

Allein zwischen 1870 bis 1980 nahm zum Beispiel die Größe rund 21 Jahre alter Männer um etwa elf Zentimeter zu, ergab eine Auswertung nationaler Größentabellen aus 15 europäischen Ländern.

Die Körpergröße eines Menschen wird maßgeblich durch seine Gene bestimmt. Darüber hinaus spielen Umweltfaktoren eine große Rolle. Ursächlich für das Größenwachstum der vergangenen Jahrzehnte ist Experten zufolge wohl in erster Linie eine bessere Ernährung, verbesserte hygienische Verhältnisse und bessere medizinische Versorgung.

Mögliche Erklärung für weitere Krankheiten

Dass die Körpergröße das Risiko für eine Reihe von Krankheiten mitbestimmt, haben bereits andere Untersuchungen gezeigt. Einige der bisherigen Erkenntnisse haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung und der Harvard School of Public Health im vergangenen Jahr zusammengefasst.

Demnach haben größere Menschen ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, aber ein höheres Risiko für Krebs. (dpa)

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