Schwerhörigkeit

Cochlea-Implantat bessert kognitive Leistung im Alter

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LÜBECK / BONN. Die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat verbessert bei älteren Menschen mit Hörstörungen nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die kognitiven Leistungen.

Das hat eine Pilotstudie ergeben, die bei der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) in Lübeck vorgestellt wurde (Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97(S 02): S270).

Häufig werden Hörstörungen im Alter nicht oder erst spät erkannt und behandelt, weil Betroffene den Hörverlust nicht wahrhaben wollen oder auch die Umgebung ihn nicht erkennt, erinnert die DGHNO KHC in einer Mitteilung.

Wird die Hörstörung nicht behandelt, kann dies schwerwiegende Folgen haben: Viele Senioren reagieren auf die Hörbeeinträchtigung mit sozialem Rückzug.

Belastung für Psyche und Geist

Die verminderte Hörfähigkeit belastet nicht nur die Psyche, was sich in der Entwicklung von Depressionen zeigen kann. Auch die geistigen Fähigkeiten können nachlassen. "Langzeitstudien haben gezeigt, dass Menschen mit Hörstörungen häufiger eine Demenz entwickeln.

Bei mittelgradigen Hörstörungen steigt das Risiko um das Doppelte, bei einer hochgradigen sogar um das 5-Fache", wird Privatdozentin Dr. Christiane Völter von der Ruhr-Universität Bochum zitiert.

Ein konventionelles Luftleitungshörgerät sei nicht für alle schwerhörigen Menschen sinnvoll und ausreichend. So könne ein Cochlea-Implantat erforderlich werden, wenn die Innenohrschwerhörigkeit in Richtung einer nahezu vollständigen Ertaubung fortgeschritten ist.

Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass die operative Implantation bei älteren Menschen sicher ist.

"Unter Beachtung von vorbestehenden Erkrankungen ist die Komplikationsrate bei Älteren mit der von Jüngeren vergleichbar", sagt Völter. "Bei den meisten Patienten verbessert sich nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die geistigen Fähigkeiten scheinen von einer solchen Rehabilitation zu profitieren".

Verbesserte Performance schon nach sechs Monaten

Völter hat dies in einer Pilotstudie mit einer Reihe von Tests untersucht. In der Studie führten Patienten zehn Übungen am Computer vor und nach einer Cochlea-Implantation durch, die verschiedene kognitive Bereiche prüfen, berichtet die DGHNO KHC.

Bereits nach sechs Monaten zeigte sich eine verbesserte Performance im Bereich von Aufmerksamkeit, verzögerter Erinnerung, Impulskontrolle und Arbeitsgedächtnis. Die größten Verbesserungen gab es in den Tests zu exekutiven Funktionen. Diese messen die Fähigkeit zu komplexen Leistungen, wie sie im Alltag benötigt werden.

"Ob eine Hörrehabilitation die Entwicklung einer Demenz verzögern kann, muss zum jetzigen Zeitpunkt noch offen bleiben. Sie kann jedoch dazu beitragen, dass ,Altern‘ leichter gelingt", sagt Völter. (eb)

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