Welttag des Hörens

Wenn Rheuma das Innenohr schädigt

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Findet hoffentlich Gehör: Am Sonntag ist Welttag des Hörens.

Findet hoffentlich Gehör: Am Sonntag ist Welttag des Hörens.

© nicolas_ / iStock

BERLIN. Entzündlich rheumatische Erkrankungen, unter denen in Deutschland 1,5 Millionen Menschen leiden, greifen nicht nur die Gelenke an. Zu den wenig bekannten Folgen gehören auch Schäden am Innenohr. Bei einigen Rheuma-Formen kann es sogar zum plötzlichen Hörverlust kommen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März mit.

Das klassische Gelenkrheuma, die rheumatoide Arthritis (RA), beginnt häufig im Alter von 50 bis 70 Jahren. In dieser Zeit lässt auch das Hörvermögen vieler Menschen nach. „Es ist deshalb schwer zu beurteilen, ob die RA die Entwicklung der Schwerhörigkeit im Alter fördert“, wird Professor Hendrik Schulze-Koops, DGRh-Präsident und leitender Rheumatologe am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, in der Mitteilung zitiert.

Viele epidemiologische Studien deuteten jedoch darauf hin, dass Menschen mit RA häufiger als andere unter Hörstörungen leiden.

Mehr Forschung nötig

Die Zusammenhänge sind laut DGRh bislang noch wenig erforscht. Es sei unklar, ob die Gelenke zwischen den Hörknöchelchen betroffen sind, die im Mittelohr den Schall verstärken. Denkbar sei auch, dass der Empfänger im Innenohr durch die Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen wird.

„Man kann aber davon ausgehen, dass die Entzündung bei der RA und bei anderen entzündlichen Erkrankungen das Nervensystem schädigen und dies das Hören beeinträchtigt. Hierzu gibt es beispielsweise Studien zu Riechen und dem systemischen Lupus erythematodes (SLE), die dies belegen,“ so Schulze-Koops.

Die RA ist bekanntlich nur eine von mehreren rheumatischen Erkrankungen, bei denen das Immunsystem Gelenke und andere Körperstrukturen mit Antikörpern angreift. Eine weitere ist der SLE. „Pathologen haben Antikörper und Immunkomplexe im Innenohr nachgewiesen, die Durchblutungsstörungen verursachen oder die Sinneszellen direkt schädigen“, berichtet Schulze-Koops.

In schweren Fällen komme es zu einer plötzlichen Schwerhörigkeit auf einem Ohr. Auch die seltene entzündlich rheumatische Granulomatose mit Polyangiitis schädigt das Gehör. Bei dieser Erkrankung kommt es im gesamten Körper zu Ansammlungen kleiner Entzündungsknötchen, die das Gewebe schädigen, erinnert die DGRh.

Ohren prüfen lassen!

Betroffen ist auch die Verbindung zwischen Mittelohr und Rachen, was Mittelohrentzündungen begünstigt. In Deutschland sind wenige hundert Menschen daran erkrankt. „Hörstörungen sind bei dieser Erkrankung sehr häufig“, erklärt Schulze-Koops.

Grundsätzlich rät der Experte allen Rheumakranken, ihr Gehör regelmäßig überprüfen zu lassen. Schulze-Koops: „Eine Verschlechterung der Hörleistung kann darauf hinweisen, dass die Behandlung der Erkrankung nicht optimal ist und die Dosis der Medikamente überprüft werden muss.“ Entscheidend sei dabei, dass die Patienten so früh wie möglich zum Facharzt gelangen und ihnen eine passgenaue Behandlung zukommt. Nur so lassen sich langfristige Schäden verhindern. (eb)

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