Jetzt mehr Zeit für die "Pille danach"

Jährlich werden in Deutschland viele junge Frauen bereits als Teenager schwanger, aber auch bei älteren Frauen kommt es nicht selten zu ungewollten Schwangerschaften nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Mit der "Pille danach" lässt sich dieses Risiko minimieren.

Von Ingrid Kreutz

In Deutschland werden nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte jährlich mindestens 10 000 Mädchen im Alter unter 18 Jahren schwanger. Der Grund: Heutzutage haben zwar viele Jugendliche bereits mit 14 Jahren ihren ersten Geschlechtsverkehr, aber viele von ihnen verhüten gar nicht oder nicht ausreichend. Bereits 38 Prozent der 14- bis 16-jährigen Mädchen und 29 Prozent der Jungen sind koituserfahren. Dabei haben mit 15 Jahren bereits jede vierte Jugendliche und mit 17 Jahren bereits drei von vier Mädchen Geschlechtsverkehr gehabt. Das hat eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2497 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sowie deren Eltern im Jahre 2005 ergeben.

Die große Mehrheit der Jugendlichen verhält sich der BZgA-Studie zufolge beim ersten Geschlechtsverkehr jedoch verantwortungsbewusst: 71 Prozent der Mädchen und 66 Prozent der Jungen verhüten beim ersten Mal mit Kondom und/oder 35 Prozent beziehungsweise 37 Prozent mit der Pille. 1980 lag die Kondomnutzung beim ersten Mal nach Angaben der Mädchen noch bei 32 Prozent, bei den Jungen nur bei 28 Prozent. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich die Zahl derjenigen, die beim ersten Mal nicht verhüten, seit 1980 halbiert und liegt jetzt bei 9 Prozent der Mädchen und 15 Prozent der Jungen.

Das bedeutet: Immer noch viele Jungen und Mädchen in Deutschland erleben ihren ersten Geschlechtsverkehr ungeschützt. Und: Bei denjenigen, die zum Beispiel mit Kondomen oder der Pille verhüten, gibt es häufig Anwendungsfehler. Daher ist es im Zusammenhang mit der Beratung Jugendlicher über Kontrazeption auch wichtig, über die Möglichkeiten der Notfallkontrazeption mit der "Pille danach" aufzuklären, empfiehlt die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Die Notfallkontrazeption mit Levonorgestrel-haltigen Pillen (Levogynon®, unofem®) oder dem selektiven Progesteronrezeptor-Modulator Ulipristalacetat (ellaOne®) basiert im Wesentlichen auf einer Verzögerung des Eisprungs. Der Empfängnisschutz beträgt mit der "Pille danach" etwa 98 Prozent.

Für einen wirksamen Schutz vor Schwangerschaften ist es jedoch wichtig, dass die Einnahme der Levonorgestrel-haltigen Tabletten innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Verkehr erfolgt. Die Pille mit Ulipristalacetat schützt bis zu fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr vor einer unerwünschten Schwangerschaft (Lancet 2010; 375: 555). Frauen haben somit jetzt zwei Tage länger Zeit für die Notfallverhütung.

Mehr Infos zur Studie "Jugendsexualität" auf: www.sexualaufklaerung.de

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