Sport statt Flimmerkiste

Fernseher als Spermienkiller

Macht die Glotze unfruchtbar? Drei Stunde Fernsehen pro Tag genügen jedenfalls, um die Spermienzahl zu halbieren. Liegt es womöglich am Fernsehprogramm?

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Sieht nach Sport aus.

Sieht nach Sport aus.

© Springer Verlag

BOSTON. Es gibt nun einen weiteren Grund, gegen den neuen Rundfunkbeitrag zu klagen: Möglicherweise wird mit Zwangsgeldern ein System finanziert, das Männer in Deutschland unfruchtbar macht und damit die Zahl der künftigen Rentenbeitragszahler reduziert - dies kann wohl kaum im öffentlichen Interesse sein.

US-Forscher haben jetzt jedenfalls herausgefunden: Wer zu viel fernsieht, darf sich nicht wundern, wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappt.

Der Grund ist allerdings nicht nur, dass all die Musikantenstadls, Talkshows oder Tiersendungen so sedierend wirken, dass Männer im zeugungsfähigen Alter den Spaß am Sex verlieren, vielmehr weigern sich ihre Hoden unter diesen Bedingungen, ausreichend Spermien zu produzieren.

Bereits 20 Stunden pro Woche vor der Glotze - also knapp drei Stunden pro Tag - genügen, um die Zahl der männlichen Keimzellen im Sperma fast zu halbieren.

Das beste Gegenmittel: Abschalten und was für den Körper tun, berichten Dr. Audrey Gaskins und Mitarbeiter von der Harvard School of Public Health in Boston (Br J Sports Med 2013; online 4. Februar).

Die Gesundheitsforscher hatten die Spermienkonzentration und -qualität bei 189 gesunden Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren bestimmt - im Schnitt lag sie bei 53 Millionen pro Milliliter.

Per Fragebogen ermittelten sie zudem die sportliche Aktivität und den Fernsehkonsum. Um die Intensität der körperlichen Aktivität zu berücksichtigen, rechneten sie die Angaben in metabolische Äquivalente um (MET).

Dann teilten sie die Männer entsprechend ihres Fernsehkonsums und ihrer METs in Quartilen ein. Im Median waren die Männer acht Stunden pro Woche sportlich aktiv, was nicht gerade wenig war.

Allerdings fanden sie trotzdem noch Zeit, im Median 14 Stunden fernzusehen. Zwar hingen die sportlich Aktivsten im Schnitt auch weniger vor der Glotze, die Korrelation war jedoch nicht allzu ausgeprägt, schreiben die Forscher um Gaskins.

Spermienkonzentration bei Sportlern um 73 Prozent höher

Sehr deutlich korrelierte allerdings die körperliche Aktivität mit der Spermienproduktion: Die Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat war im Quartil der sportlich aktivsten Männer um 41 Prozent, die Spermienkonzentration sogar um 73 Prozent höher als bei den Couch-Potatoes.

Ein umgekehrter Zusammenhang ergab sich beim Fernsehkonsum: Hier zeigten Abstinenzler im Schnitt eine 44 Prozent höhere Spermienkonzentration und -zahl als Männer im Quartil der Vielseher, die im Schnitt 20 Stunden in der Woche vor dem Bildschirm hingen.

Am schlechtesten waren die Werte bei den Männern, die sich gar nicht bewegten und viel fernsahen. Hier betrug die Spermienkonzentration nur 24 Millionen pro Milliliter, was gerade noch im unteren Normalbereich liegt. Auf die Spermienqualität hatten jedoch weder Sport noch das Fernsehen einen Einfluss.

Am besten lässt sich der negative Einfluss der Glotze offenbar durch Sport beheben: Männer, die zwar viel vor der Flimmerkiste saßen, aber trotzdem körperlich sehr aktiv waren, hatten mit die höchste Spermienkonzentration.

Dagegen hatte Sport auf die Zahl der Spermien bei Männern, die nur wenig fernsahen, kaum einen Einfluss.

So richtig passend lassen sich die Befunde nicht erklären. Insgesamt gehen die Studienautoren aber davon aus, dass Sport die Spermienproduktion anregt, während träge vor der Glotze sitzen eher kontraproduktiv ist.

Vielleicht langweilen sich die Spermien bei den vielen öden Talkshows und seichten Serien auch einfach nur zu Tode. Der Einfluss der Programmqualität auf die Spermaqualität wurde aber leider nicht untersucht. (mut)

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