Frauengesundheit

Was tun bei Zyklusstörungen in der Perimenopause?

Bei Zyklusstörungen in der Perimenopause kann hormonell und nicht hormonell behandelt werden, auch abhängig vom Wunsch der Patientin. Soll allerdings gleichzeitig sicher verhütet werden, gibt es nur eine Wahl.

Von Beate Fessler Veröffentlicht:
Bei der Beratung der Patientin muss auch auf das Risiko einer Schwangerschaft während der Perimenopause hingewiesen werden. Denn die Ovarialfunktion ist oft nur vermeintlich erloschen.

Bei der Beratung der Patientin muss auch auf das Risiko einer Schwangerschaft während der Perimenopause hingewiesen werden. Denn die Ovarialfunktion ist oft nur vermeintlich erloschen.

© AlexRaths / Getty Images / iS

BERLIN. Jede Blutung, die mit Blick auf Dauer, Frequenz, Zeitpunkt oder Blutfluss nicht auf den normalen Menstruationszyklus zurückzuführen ist, gilt auch in der Perimenopause als abnorme uterine Blutung und muss nach dem FIGO-Klassifikationssystem PALM (Polyp, Adenomyosis, Leiomyom oder Malignom und Hyperplasie)-COEIN (Koagulopathie, Ovulationsstörung, Endometriumpathologie, Iatrogen, Nicht klassifiziert) zunächst abgeklärt werden.

Bei negativem Befund kann nach einem Therapiealgorithmus vorgegangen werden, den Dr. Bettina Böttcher, Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin vorstellte.

NSAR oder Tranexamsäure?

Das weitere Vorgehen richtet sich laut Böttcher danach, ob die Frau verhüten möchte. Wenn ja, sind kombinierte orale Kontrazeptiva indiziert, bei Kontraindikationen auch orale Gestagene. Auch die LNG(Levonorgestrel)-Spirale ist eine Option.

Optionen bei Hypermenorrhoe

  • kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (COC) gegebenenfalls im Langzyklus
  • Hormonspirale
  • NSAR

Frauen ohne Kontrazeptionswunsch können NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) oder Anti- fibrinolytika wie Tranexamsäure angeboten werden. NSAR wirken über eine Hemmung der Cyclooxygenase und eine Verminderung der endometrialen Prostaglandinsynthese. Mit der Einnahme sollte 24 Stunden vor der erwarteten Blutung begonnen werden. Die Therapie wird dann alle sechs bis acht Stunden über fünf Tage beziehungsweise bis zum Blutungsende weitergeführt.

Tranexamsäure wirkt dagegen über eine reversible Blockade des endometrialen Plasminogenaktivators und über Lysin-Bindungsstellen des Plasminogens. In einer aktuellen Cochrane-Analyse war Tranexamsäure effektiver für die Behandlung von Blutungsstörungen als Placebo, NSAR und orale Gestagene in der Lutealphase.

Bei der Beratung der Patientin muss auch auf das Risiko einer Schwangerschaft während der Perimenopause hingewiesen werden. Denn die Ovarialfunktion ist oft nur vermeintlich erloschen. Es kann zum plötzlichen Wiederaufflackern der Ovarialfunktion kommen mit möglicher Follikelreifung und Ovulation.

Hormonspirale bremst Blutverlust

Als Therapie der ersten Wahl bei Hypermenorrhoe / Menorrhagie empfahl Böttcher kombinierte hormonelle Kontrazeptiva (COC) gegebenenfalls im Langzyklus, die Hormonspirale oder NSAR. Unter der Hormonspirale wird der Blutverlust um 70 bis 95 Prozent reduziert, unter COC um 40 Prozent und unter NSAR um 20 bis 40 Prozent. Zweite Wahl sind in dieser Situation orale Antifibrinolytika und orale Gestagene.

Eine individualisierte Therapie bei Zwischenblutungen könnte so aussehen:

  • Erste Zyklushälfte: 1 – 2 mg Estradiolvalerat bis zur (vermuteten) Ovulation, sequentielle Östrogen-Gestagentherapie
  • Periovulatorisch: 1 – 2 mg Estradiolvalerat, 12.–16. Zyklustag (keine Suppression der Ovulation) oder 25 µg Estradiol transdermal
  • Prämenstruell: ab Spottingbeginn Gestagen-Mono- oder KombinationsPräparat bis kurz vor erwartetem Blutungsbeginn (etwa drei Tage)

Quelle: springermedizin.de; Berichte vom Gynäkologen-Kongress

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