Morbus Cushing

Das Risiko bleibt trotz Op

Auch nach der Behandlung eines Morbus Cushing sollten Patienten langfristig beobachtet werden. Denn Kollegen aus New York haben jetzt gezeigt, dass die Mortalität auch nach einer Op deutlich erhöht ist.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Hypophyse im Blick: Auch nach einer Op haben M.-Cushing-Patienten eine erhöhte Mortalität.

Hypophyse im Blick: Auch nach einer Op haben M.-Cushing-Patienten eine erhöhte Mortalität.

© Mathias Ernert

NEW YORK. Bei Patienten mit endogenem Cushing-Syndrom produziert die Nebennierenrinde zu viel Kortisol, entweder aufgrund von lokalen Neoplasien oder häufiger als Folge einer (tumorbedingten) erhöhten ACTH-Produktion im Hypophysenvorderlappen.

Ein unbehandelter Morbus Cushing geht bekanntermaßen mit einem deutlich erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einher, bedingt vor allem durch fünf in Zusammenhang mit der Krankheit stehende Faktoren: Das sind Hochdruck, Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie und Adipositas.

Aber auch wer sich den auslösenden Tumor wegoperieren lässt und danach in Remission kommt, bleibt offenbar gefährdet. Dies haben New Yorker Endokrinologen von der Mount Sinai School of Medicine jetzt herausgefunden.

Das Team um Dr. Jessica K. Lambert hat retrospektiv die Daten von 346 Cushing-Patienten ausgewertet. Alle hatten sich im Rahmen einer TSS (transsphenoidale Chirurgie; der Operateur dringt dabei durch die Nase zum Tumor vor) ein ACTH-produzierendes Adenom der Hypophyse entfernen lassen.

In knapp 90 Prozent der Fälle hatte der Eingriff zur Remission geführt; die Kortisolkonzentration im Blut war unter 5 Mikrogramm pro Deziliter gesunken.

In den insgesamt 30 Studienjahren hatten sich 31 Todesfälle ereignet, dies entspricht einem Anteil von 9 Prozent aller Patienten. Das mittlere Sterbealter lag bei etwa 61 Jahren, seit der Op. waren im Mittel elf Jahre vergangen.

Komorbiditäten im Blick behalten

Das Sterberisiko war umso höher, je länger die Patienten präoperativ den überschießenden Glukokortikoidspiegeln ausgesetzt gewesen waren. Auch das Alter bei Diagnose spielte eine wichtige Rolle, ebenso die ACTH-Konzentration vor dem Eingriff: Höhere Werte bedeuteten ein höheres Risiko.

Besonders gefährdet waren zudem Patienten, die zum Zeitpunkt der Cushing-Diagnose unter Depressionen litten. In diesem Fall war die Mortalität - trotz postoperativer Remission, wohlgemerkt - um fast das Fünffache erhöht.

Die Todesursache konnte allerdings nur bei einem Drittel der Fälle ermittelt werden; hier waren kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenembolie und tiefe Beinvenenthrombose mit 44 Prozent führend (J Clin Endocrin Metab 2013, online 7. Februar).

Die frühzeitige Diagnose und Therapie eines Morbus Cushing sei in jedem Fall entscheidend, folgern die Autoren. Je länger der Organismus den erhöhten Kortisolspiegeln ausgesetzt sei, desto gefährlicher werde es für den Patienten.

Das Risiko bestehe auch nach Entfernung des auslösenden Tumors fort, so Lambert. Daher sollte man auch Patienten, bei denen sich das Kortisol im Blut postoperativ wieder normalisiert habe, im Hinblick auf die genannten Komorbiditäten langfristig überwachen.

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