Weniger Patienten in der Praxis? Ärzte sehen Wahltarife mit Sorge

HAMBURG (di). Die Gesundheitsreform macht für gesetzlich Versicherte den Weg für Wahltarife frei - ein Element, das man bisher nur aus der PKV kennt. Für Hausärzte könnte das teuer werden - sie befürchten Verluste, weil Patienten mit leichten Erkrankungen wegen des Selbstbehaltes ausbleiben könnten.

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"Einige Patienten werden wegbleiben. Damit gerät die Mischkalkulation der Kollegen ins Wanken", sagte Hessens Hausärztechef Dr. Dieter Conrad der "Ärzte Zeitung". Der bayerische Hausärzteverband hat seine Mitglieder in einem Rundschreiben sogar vor Umsatzverlusten zwischen 20 und 30 Prozent wegen der neuen Wahltarife gewarnt. Möglich sollen für die Versicherten zum Beispiel Tarife mit Selbstbehalten oder Beitragsrückgewähr sein.

Der Verband hatte deshalb Politiker gedrängt, Hausarztbesuche von der Regelung auszunehmen und sie als "prämienunschädlich" einzustufen. Damit könnten Patienten weiterhin zum Hausarzt gehen, ohne die im Wahltarif mögliche Prämie zu gefährden.

Nach Auskunft des bayerischen Vorstandsmitglieds Dr. Dieter Geis hat es auf den Vorschlag keine politische Reaktion gegeben.

Das Wettbewerbs-Stärkungsgesetz schreibt vor, dass gesetzliche Kassen ihren Versicherten nach Inkrafttreten der Reform - voraussichtlich am 1. April - Wahltarife anbieten müssen. Die Kassen selbst begrüßen die neuen Möglichkeiten. Besonders bei der Techniker Krankenkasse (TK) ist man überzeugt, dass solche Angebote die Attraktivität im Vergleich zu privaten Kassen erhöhen. Die TK hatte zuvor einen Selbstbehalt im Modellversuch mit 22 000 Versicherten erprobt. Dabei hat sie insgesamt 11,6 Millionen Euro gespart.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Nur wer gesund ist, hat wirklich die Wahl

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