Bei schlapper Schilddrüse macht L-Thyroxin fit

BERLIN (grue). Schilddrüsenhormone verbessern die Hautdurchblutung, helfen bei der Gewichtabnahme und steigern die Aktivität - das könnte sie zu interessanten Kandidaten für die Anti-Aging-Medizin machen. Allerdings gibt es unerwünschte kardiale Effekte. Schilddrüsenhormone sind bei Euthyreose nicht indiziert. Anders ist das bei subklinischer Unterfunktion.

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Der ungezielte Einsatz von Schilddrüsenhormonen zur Linderung von Alterserscheinungen ist nicht vertretbar, sagte Professor Karl-Michael Derwahl von der Charité auf einer Veranstaltung von Merck Pharma in Berlin. Bei Menschen mit gesunder Schilddrüse führen zusätzliche Hormone zu einem TSH-Abfall und hyperthyreoter Stoffwechsellage. "Bei einer Überfunktion der Schilddrüse ist die Lebenserwartung statistisch geringer", so Derwahl. Bekanntermaßen ist bei niedrigen TSH-Spiegeln zum Beispiel das Risiko für Vorhofflimmern erhöht.

Patienten mit einer latenten Unterfunktion der Schilddrüse können aber durchaus von den Hormonen profitieren. "Bei ihnen bessern sich die Stimmungslage und die kognitiven Funktionen", so Derwahl. Die im Alter typischen Symptome einer Hypothyreose wie verminderter Appetit, Müdigkeit und Hörverlust werden allerdings oft als normale Alterungsvorgänge abgetan, sagte der Endokrinologe. Mehr als die Hälfte der Patienten mit Altershypothyreose seien depressiv, wobei nur selten an den Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion gedacht werde.

Eine Hypothyreose beschleunigt auch atherosklerotische Umbauvorgänge an den Gefäßen, erinnerte Derwahl. "Bereits bei einer latenten Hypothyreose steigt das C-reaktive Protein als Zeichen einer Entzündung signifikant an". Das kardiovaskuläre Risiko sei bei Hypothyreose ähnlich hoch wie bei Diabetes.

Derwahls Therapie-Empfehlung: Bei einem TSH über 4 mU/l und TPO-Antikörper-Nachweis wird mit Levothyroxin (vom Unternehmen als Euthyrox®) in einer Dosierung von 25 µg pro Tag begonnen und alle vier bis acht Wochen um 12,5 bis 25 µg pro Tag gesteigert. Geriatrische Patienten mit subklinischer Hypothyreose können aber auch eine niedrigdosierte Dauertherapie bekommen. Regelmäßige Laborkontrollen seien dann nicht nötig.

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