Gastkommentar
TSH leicht erhöht? Trotzdem abklären!
Die Ergebnisse der Rotterdam-Studie sind eindrucksvoll: Bereits ein Serum-TSH im unteren sowie ein T4 im oberen Normbereich - meistens treten diese Befunde kombiniert auf - steigern das Risiko für Tachyarrhythmien und vor allem Vorhofflimmern deutlich. Diese Resultate schließen unmittelbar an bereits publizierte Daten derselben Studie an, wonach das kardiovaskuläre Risiko bereits in einem TSH-Bereich von 0,5 mU/l signifikant erhöht ist.
Bei einem Serum-TSH im unteren Normbereich (0,4 bis 1 mU/l) muss also die Schilddrüsendiagnostik erweitert werden. Das gilt besonders für Patienten über 50 bis 60 Jahre und für jene mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, Hypertonie, Adipositas oder Vorerkrankungen des Herzens. Praktisch bedeutet das eine Überprüfung von TSH, fT3, fT4 sowie eventuell der Schilddrüsen-Antikörper und eine Sonografie der Schilddrüse. Bei Knoten ist ein Szintigramm sinnvoll.
Sehr häufig ist in Deutschland - besonders bei Älteren - die Struma nodosa, und damit die Schilddrüsenautonomie als Risiko einer Hyperthyreose auch in ihrer milden, subklinischen Form. Ein Serum-TSH im unteren Normbereich kann eine noch kompensierte Schilddrüsenautonomie in einer Knotenstruma signalisieren. Durch konsequente Diagnostik und bei Bedarf Intervention ließen sich Prävalenz und Gefährlichkeit von Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern senken.
Professor Petra-Maria Schumm-Draeger ist Chefärztin der Endokrinologischen Abteilung am Städtischen Krankenhaus München-Bogenhausen
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