Die Tränen der Staatsmänner

BERLIN (dpa). Bei David Beckham oder Brad Pitt ist es für viele keine große Überraschung. Der eine soll am ersten Schultag seines Sohnes geweint haben, der andere mußte beim Besuch einer Aids-Station in Afrika mit den Tränen kämpfen. In den vergangenen Wochen aber sind es Staatsmänner gewesen, die mit feuchten Augen von den Kameras beobachtet wurden, von Bundeskanzler Gerhard Schröder bis zu Finanzminister Hans Eichel.

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In Monaco war es Albert II., der bei seiner Inthronisierung "um Fassung rang", wie die Medien bei verheulten Männeraugen dezent formulieren. Die strenge Nachkriegserziehungsdevise "Jungen weinen nicht" ist so passé wie der Knicks bei Frauen.

"Schluchz, heul, schneuz, schnief", spottete die "Welt" kürzlich. Der Berliner Männerforscher Professor Stephan Höyng von Katholischen Hochschule für Sozialwesen sieht das nüchterner: "An der richtigen Stelle Gefühle zu zeigen, tut der Macht und der Vorherrschaft keinen Abbruch."

Nicht nur auf dem Siegertreppchen bei den Olympischen Spielen oder beim Grönemeyer-Konzert: "Männer haben schon immer Gefühle gezeigt", sagt Höyng, der auf die Tränen auf dem Fußballplatz verweist. Nur sei die Frage, zu welchen Gelegenheiten der öffentliche Gefühlsausbruch toleriert werde. Daß der Abschied von einem politischen Posten so emotional sein kann, zeigt für Höyng, daß der Beruf eine große Rolle spielt.

Ganz neu sind die Tränen in der Politik nicht, wie ein Blick in die Geschichtsarchive beweist. Der SPD-Politiker und Brandt-Vertraute Egon Bahr etwa schlägt auf berühmten Aufnahmen erschüttert die Hände vor das Gesicht, als Kanzler Willy Brandt 1974 nach der Guillaume-Affäre seinen Rücktritt erklärt.

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