HIV-Medikamente auf sicherem Weg nach Afrika

AMSTERDAM (brs). Zu Non-Profit-Preisen liefert der Arzneimittelkonzern Merck Sharp & Dohme (MSD) von Amsterdam aus die antiretroviralen Arzneimittel Crixivan® (Indinavir) und Stocrin® (Efavirenz) für die Therapie von HIV/AIDS-Patienten ins südliche Afrika. Ebenfalls zum Selbstkostenpreis übernimmt der Logistik-Konzern DHL den Transport, damit die Medikamente auch sicher dort ankommen, wo sie benötigt werden. Diese beispielhafte Zusammenarbeit haben die beiden Weltunternehmen jetzt in Amsterdam vertraglich besiegelt.

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Kein anderer Erdteil wurde von der Seuche AIDS so schonungslos heimgesucht wie Afrika. Schätzungsweise 30 Millionen Afrikaner sind mit HIV infiziert. Für Per Wold-Olsen, in der Führungsspitze von MSD als President für Europa, den mittleren Osten und Afrika zuständig, markiert das Jahr 2000 eine wichtige Wende. Damals haben sich MSD und andere große Arzneimittelhersteller entschlossen, Entwicklungsländern AIDS-Medikamente zu Preisen zur Verfügung zu stellen "zu denen wir keinen Gewinn mehr machen".

Wie Wold-Olsen der "Ärzte Zeitung" sagte, entspricht das etwa einem Rabatt von 70 Prozent auf den Abgabepreis von MSD in den USA, wo der Konzern seinen Hauptsitz hat. Inzwischen nehmen 150000 Patienten in Afrika an Therapieprogrammen mit antiretroviralen Medikamenten teil, die im Rahmen der "UN/Industry Accelerating Access-Initiative" von diesen Unternehmen nach Afrika geliefert werden. Die Dynamik ist beeindruckend, denn innerhalb der vergangenen sechs Monate hat sich die Zahl der teilnehmenden HIV-Patienten verdoppelt. Doch erhält die überwältigende Mehrheit der AIDS-Kranken in Afrika noch keine Therapie.

Sind die Medikamente vielleicht auch jetzt noch zu teuer? Es gibt offenbar ganz andere, größere Hürden, als den Preis. Die Regierungen müssen für die Programme gewonnen werden, Ärzte und medizinisches Personal geschult und vor allem die Menschen überzeugt werden, sich behandeln zu lassen. Wold-Olsen nennt ein Beispiel, das zeigt, daß Erfolge Zeit brauchen. Als MSD seinen Mitarbeitern in Südafrika vor ein paar Jahren unter Gewährleistung der Anonymität einen HIV-Test zur Vorsorge angeboten hatte, waren nur fünf Prozent dazu bereit, sich testen zu lassen. Als das Unternehmen die Aktion kürzlich wiederholte, meldeten sich 95 Prozent. "Sie müssen die Menschen erreichen", sagt Wold-Olsen.

       Die üblichen Distributionswege sind zu unsicher.
   

Und die geeignete Infrastruktur muß aufgebaut werden. Hier kommt DHL ins Spiel, eine Tochter der Deutschen Post. Der Weltmarktführer in Sachen Logistik hat mehr Stützpunkte als die UNO Mitglieder zählt und versteht sich auch auf rauhem Gelände, wie DHL-Chef Uwe Dörken bei der Vertragsunterzeichnung sagte.

DHL fliegt die AIDS-Medikamente, die im niederländischen Werk von MSD in Haarlem nahe Amsterdam für den Weltmarkt gepackt und konfektioniert werden, in die Länder südlich der Sahara direkt zu speziellen Behandlungszentren. Nur so ist garantiert, daß die Arzneimittel zu den Patienten kommen. Sonst übliche Distributionswege haben sich als zu unsicher erwiesen. Medikamentendiebstähle sind an der Tagesordnung, oft landen die Arzneimittel auf dem Schwarzen Markt, werden in Industrieländer reimportiert, gleichzeitig tauchen immer mehr gefälschte Produkte auf.

Ein spezielles, besonders erfolgversprechendes Projekt unterstützt MSD in Botswana. Dafür hat sich MSD mit der Stiftung von Bill Gates und seiner Frau Melinda zusammengetan. MSD und die Gates-Foundation haben jeweils 50 Millionen Dollar für diese African Comprehensive HIV/AIDS Partnership (ACHAP) gespendet, die zusammen mit einer motivierten und tatkräftigen botswanischen Regierung eine Infrastruktur aufbaut, die Vorsorge, Pflege und medikamentöse Behandlung einschließt. Etwa 25000 Patienten nehmen bereits an dem Programm teil.

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