KOMMENTAR
Geld für Prävention könnte Russen helfen
Die Zahl HIV-Infizierter und Aids-Kranker in Rußland steigt rasant. In keinem Teil der Erde greift die tödliche Epidemie so stark um sich wie im Machtbereich des untergegangenen Kommunismus. Wiederholt sich dort die schwarzafrikanische Katastrophe?
Für Fatalismus spricht einiges: In Rußland hat individuelles Menschenleben seit je her weniger bedeutet als in den westlichen Zivilisationen. Das hat gegolten für den zaristischen Feudalismus, erst recht für den menschenverachtenden Kommunismus - und nun auch für einen zynischen Kapitalismus, dem (noch) jegliche soziale Komponente fehlt.
Aber es gibt Unterschiede zu Schwarzafrika: Rußland und Osteuropa liegen nicht in Agonie. Nach langer Krise beginnt die Wirtschaft im Kontinent östlich der Europäischen Union zu blühen. Das Kapital der osteuropäischen Länder und Rußlands sind vor allem seine Menschen und ihre Bildung.
Das sind Voraussetzungen dafür, daß Präventionsprogramme und Hilfen der Vereinten Nationen und der westlichen Staaten mehr Wirksamkeit entfalten können als in Afrika. Es ist deshalb nicht unabänderlich, daß Gesundheit und die Bekämpfung von Gesundheitsrisiken in Osteuropa und Rußland noch eine erschreckend niedrige Priorität haben.