Neues Mittel gegen HIV ohne Kreuzresistenz
MÜNCHEN (ple). Für HIV-Infizierte gibt es bald einen neuen Protease-Hemmstoff. Es handelt sich um Tipranavir, ein nicht-peptidischer Hemmstoff des HIV-Enzyms. Das Mittel hilft sogar jenen Patienten, bei denen aufgrund von Resistenzen Kombinationstherapien mit anderen antiretroviralen Substanzen nicht mehr wirksam sind. Die Zulassung von Tipranavir in Europa wird Mitte kommenden Jahres erwartet.
Veröffentlicht:Der Vorteil von Tipranavir ist nach Angaben von Professor Schlomo Staszewski von der Universität Frankfurt am Main, daß es keine Kreuzresistenzen wie die bisher verfügbaren Protease-Hemmer hat. Wie der HIV-Therapeut bei den 10. Münchner Aids-Tagen gesagt hat, haben zwei Studien in den USA (Resist-1) und Europa (Resist-2) mit 1400 vielfach zuvor behandelten HIV-Infizierten beeindruckende Ergebnisse erbracht. Die Vergleichsgruppen erhielten andere Protease-Hemmer-haltige Kombinationen.
Als Erfolg der Therapie wurde gewertet, wenn die Virusmenge im Blut um mehr als 90 Prozent gesenkt wurde. In Resist-2 gelang dies in der Tipranavir-Gruppe nach 24 Wochen bei 41 Prozent, in der Vergleichsgruppe bei nur etwa 15 Prozent. Ziel einer Therapie gegen HIV ist, die Virusmenge unter 50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter Blut zu drücken.
Unter Tipranavir gelang dies bei fast 23 Prozent, in der Kontrollgruppe nur bei 13 Prozent. Tipranavir wird mit dem niedrigdosierten Ritonavir, ebenfalls ein Protease-Hemmer, kombiniert, wodurch Tipranavir geboostert wird - seine Blutspiegel werden erhöht.
Tipranavir war in beiden Studien in seiner antiretroviralen Wirksamkeit den Proteasen im Kontrollarm überlegen, wie Staszewski auf einer von dem Unternehmen Boehringer Ingelheim ausgerichteten Veranstaltung in München sagte. Das Ansprechen auf Tipranavir sei in beiden Studien um so besser gewesen, je mehr antiretroviral aktive Medikamente in den Kombinations-Behandlungen genutzt worden seien. Unerwünschte Wirkung war vor allem ein im wesentlichen asymptomatischer Anstieg der Leberwerte und Triglyzeride im Blut.