Es gibt mehr HIV-Neuinfektionen in Deutschland als angenommen

BOCHUM/BERLIN (Rö). Die Zahl der Neuinfektionen mit HIV in Deutschland ist höher als bisher angenommen. Dies belegt die neue Statistik des Robert-Koch-Institutes in Berlin, die das Institut zum heutigen Welt-Aids-Tag veröffentlicht hat. Das Institut geht von einer 30prozentigen Steigerung im Vergleich zum vergangenen Jahr aus.

Veröffentlicht:

In diesem Jahr werden sich nach der aktuellen Schätzung 2600 Menschen neu mit HIV infizieren. Noch im September war das Institut nur von einer 20prozentigen Steigerung ausgegangen. Insgesamt leben etwa 49 000 Menschen mit HIV und Aids in Deutschland.

Die große Zunahme der Zahlen in diesem Jahr könne sich fortsetzen, wenn Aufklärungsarbeit und Prävention nicht wieder erheblich gesteigert würden, sagt der Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft Professor Norbert Brockmeyer von der Uni Bochum.

Die Zunahme der Zahl der Neuansteckungen in diesem Jahr hat Brockmeyer befürchtet. Denn bereits vor drei Jahren ist die Zahl der Syphilis-Erkrankungen stark gestiegen. Dies spricht für eine Zunahme von ungeschütztem Geschlechtsverkehr, was die Ausbreitung von HIV fördert.

Ein wichtiger Grund dafür sei, daß es an Aufklärungsarbeit für Menschen aus besonders gefährdeten Gruppen fehle. So habe die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur noch ein Drittel ihrer ursprünglichen Mittel zur Verfügung, kritisiert Brockmeyer.

Bei allen schlechten Nachrichten zu HIV und Aids gibt es auch einen positiven Aspekt: Die Therapieerfolge halten an, wie Daten aus der deutschen Kohortenstudie mit HIV-Infizierten belegen, die das Kompetenznetz HIV/AIDS kürzlich vorgestellt hat. Bei zwei Dritteln der Behandelten sind keine Viren im Blut nachzuweisen. Damit dies so bleibt, fordert das Kompetenznetz langfristig eine verstärkte Forschungsförderung.

Lesen Sie auch:

Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Nach Koronararterien-Bypass-Operation

Studie: Weniger postoperatives Delir durch kognitives Training

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen