Erste Studien zu Monotherapie bei HIV-Infektion

MÜNCHEN (ple). Um HIV-Infizierte durch eine HIV-Behandlung weniger als bisher zu belasten, wird in Studien auch die Wirksamkeit einer Monotherapie mit einem Protease-Hemmer geprüft. Standard ist derzeit die Dreifach-Kombination aus geboostertem Lopinavir oder Efavirenz mit zwei nukleosidartigen Reverse Transkriptase-Hemmern.

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Seit Jahren wird versucht, die HIV-Therapie zu vereinfachen, etwa durch Verringern der Tablettenzahl. Unter anderem wegen Resistenzen auf nukleosidartige Hemmstoffe der Reversen Transkriptase (NRTI) wurden mehrere Studien ohne Vertreter dieser Hemmstoff-Klasse gemacht.

Sowohl Therapien mit zwei Protease-Hemmern als auch Therapien mit einem Protease-Hemmer plus einem nicht-nukleosidartigen RT-Hemmer (NNRTI) können ersten Studienergebnissen zufolge bei vielen HIV-Infizierten die CD4-Zellzahl ausreichend erhöhen und die HIV-Menge im Blut unter die Nachweisgrenze (50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter) drücken. Dies hat Dr. Dirk Schürmann von der Charité in Berlin bei den 11. Münchner AIDS-Tagen berichtet.

Wie er auf einer von dem Unternehmen Abbott unterstützten Veranstaltung sagte, gibt es zudem Hinweise auf eine Wirksamkeit einer Monotherapie mit dem Protease-Hemmer Lopinavir, der durch niedrigdosiertes Ritonavir geboostert wird (Lopinavir/r, als Kaletra® verfügbar).

Das bedeutet: Ritonavir verhindert den Abbau von Lopinavir, ohne zugleich antiretroviral zu wirken. Mit Lopinavir als Initialtherapie in Kombinationsstudien gibt es, wie berichtet, bereits Erfahrung über sieben Jahre.

In einer Pilotstudie wurde die Wirksamkeit von Lopinavir/r mit der Kombination Lopinavir/r plus zwei NRTIs verglichen. 81 Prozent der 21 Patienten im Monotherapie-Arm hatten nach 72 Wochen weniger als 50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter, in der genauso großen Vergleichsgruppe waren es 90 Prozent. Im Monotherapie-Arm stieg die CD4-Zahl um 112 Zellen, im Standardtherapie-Arm dagegen nur um 50 Zellen.

Nach Angaben von Schürmann sind mit der Monotherapie zudem keine Resistenzen aufgetreten. Weil es aber noch nicht genügend Daten gebe, bleibe die Dreifach-Kombination mit NRTI als Partner noch Therapiestandard. Nach Angaben des Unternehmens wird noch 2006 die EU-Zulassung von Lopinavir/r als Tabletten mit 200 mg Lopinavir plus 50 mg Ritonavir erwartet, die in den USA schon zugelassen ist.

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