Infektionen mit Herpes simplex fördern HIV-Neuinfektionen
FRANKFURT/MAIN (gvg). Genitale Herpes-simplex-Infektionen begünstigen die Übertragung von HIV-Infektionen und führen zu einem ungünstigeren Verlauf. Wer also die Herpes-Infektionen kontrolliert, tut damit auch etwas gegen die Ausbreitung von HIV.
Veröffentlicht:Das betonte Dr. Holger Rabenau vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Frankfurt am Main auf dem Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress. So mache eine Herpes-simplex-Infektion im Genitalbereich Menschen anfälliger für eine HIV-Neuinfektion, weil die Zahl der CD4-positiven Zellen in der Schleimhaut dann höher ist.
Außerdem haben HIV-positive Menschen, die gleichzeitig eine genitale Herpes-simplex-Infektion (HSV2) haben, eine erhöhte Viruskonzentration in der Mukosa und auch im Serum, was die Wahrscheinlichkeit für eine Virusübertragung erhöht. "Es gibt Hochrechnungen, wonach etwa die Hälfte der HIV-Neuinfektionen auf Herpes-simplex-Infektionen zurück zu führen sind", so Rabenau.
Die Quote der "Herpes-bedingten" HIV-Neuinfektionen variiert allerdings. Sie hängt ab von der Prävalenz genitaler Herpesinfektionen. In Deutschland, wo die HSV2-Prävalenz mit etwa einem Fünftel sehr niedrig ist, gehe wahrscheinlich nur etwa jede fünfte HIV-Infektion darauf zurück, so Rabenau.
Dass eine effektive Therapie bei Patienten mit Genitalherpes auch den Verlauf einer HIV-Infektion günstig beeinflussen kann, ist in einer aktuellen Studie mit 136 Frauen aus Burkina Faso mit HIV1- und HSV2-Infektion nachgewiesen worden. Die Frauen hatten keinen Zugang zu einer antiretroviralen The-rapie, erhielten aber als Herpes-Therapie drei Monate lang entweder Valaciclovir oder Placebo.
Klinisch kam es in der Placebogruppe doppelt so häufig zu HIV-assoziierten Ereignissen wie in der Interventionsgruppe. Außerdem war die HIV-Viruslast im Plasma und im Genitalbereich höher. "Es ist jetzt zu diskutieren, ob nicht eine Herpes-Dauertherapie bei all jenen Sinn machen könnte, die keinen Zugang zu einer hochaktiven antiretroviralen Therapie haben", so Rabenau.
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