Neuartige Option für HIV-Infizierte

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MADRID (awa). Für bereits behandelte HIV-Infizierte, deren Viren gegen drei Medikamentenklassen resistent sind, gibt es eine neue Option: Die Substanz Maraviroc verhindert, dass HIV in Helferzellen eindringen kann, indem es den HIV-Korezeptor CCR5 blockiert. Auch nach einem Jahr hält die Wirksamkeit der Substanz bei Patienten mit multiresistenten Viren an.

Falschfarben-Aufnahme des Aids-Erregers HIV.

Falschfarben-Aufnahme des Aids-Erregers HIV.

© Foto: PhotoDisc

Mit dem oral einzunehmenden CCR5-Antagonisten Maraviroc und einer optimierten antiretroviralen Basistherapie (OBT) erreichen nach 48 Wochen mehr als doppelt so viele der zuvor stark behandelten Patienten eine Viruskonzentration unter 50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter Blut wie mit Placebo. Das Ergebnis der doppelblinden Phase-III-Studie MOTIVATE 2 hat Professor Gerd Fätkenheuer aus Köln auf dem Europäischen Aidskongress in Madrid vorgestellt. Maraviroc ist als Celsentri® seit Mitte Oktober in Deutschland erhältlich.

In der Studie erhielten 474 zuvor behandelte Patienten mit Resistenzen gegen drei Medikamentenklassen im Verhältnis 1:2:2 entweder Placebo, einmal täglich 150 mg oder zweimal täglich 150 mg Maraviroc, jeweils in Kombination mit einer OBT. Bei fast zwei Drittel der Patienten waren die Therapieoptionen stark eingeschränkt: Auf Basis eines Resistenztests konnten nur ein bis zwei aktive Substanzen für die OBT ausgewählt werden.

Nach 48 Wochen erreichten in den Verum-Gruppen jeweils 45 Prozent der Patienten eine Virusmenge unter 50 Kopien/ml, in der Placebogruppe waren es nur 18 Prozent. Enthielt die OBT als aktive Substanz den Fusionshemmer Enfuvirtid, ließ sich die Ansprechrate in den Maraviroc-Gruppen auf 64 und 61 Prozent und in der Placebogruppe auf 27 Prozent steigern, wie es auf der Veranstaltung von Pfizer hieß.

Fätkenheuer hob die gute Verträglichkeit von Maraviroc hervor: Wie in der Zwischenanalyse der MOTIVATE-Studie nach 24 Wochen unterschieden sich die unerwünschten Wirkungen auch nach 48 Wochen nicht von denen bei Placebo. Ausnahme war die im Vergleich zu Placebo etwas erhöhte Rate an Infektionen der oberen Atemwege und Husten.

Keine Therapie ohne Virus-Test

Maraviroc hemmt den CCR5-Korezeptor, den HIV bei der Hälfte der Patienten mit fortgeschrittener Infektion zum Eintritt in die CD4-positive Zelle benötigt (R5-trope Viren). Zu Beginn einer HIV-Infektion ist dies bei 85 Prozent der Patienten der Fall. Da Maraviroc bei CXCR4-positiven Viren (X4-trope Viren) nicht wirkt, ist vor Beginn der Therapie mit dem CCR5-Antagonisten ein Tropismus-Test obligat. Der in den Studien zentral genutzte Test in den USA, dessen Ergebnis inklusive Transport vier Wochen für das Ergebnis benötigt, wird zur Zeit noch weiter genutzt. Mittlerweile arbeiten mehrere deutsche Laboratorien an einem sensitiveren und schnelleren Test.

(awa)

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