Der Standpunkt

Wissen ist Macht gegen HIV

Von Heinz Dieter Rödder Veröffentlicht:

Heinz Dieter Rödder ist Redakteur im Medizin-Ressort der "Ärzte Zeitung". Schreiben Sie ihm: dieter.roedder@springer.com

Bei der Welt-Aidskonferenz in Wien hat eine spektakuläre Nachricht breiten Raum in der Öffentlichkeit bekommen: Eine Studie zu einem Vaginalgel mit einem Virustatikum, das das Risiko von Frauen, sich mit HIV zu infizieren, um 39 Prozent verringert. Millionen HIV-Infektionen könnten damit verhindert werden, so die Spekulation in Medienberichten.

Dazu wird es nicht kommen, da es bessere Methoden des Infektionsschutzes gibt und ein millionenfacher konsequenter Einsatz eines solchen Gels kaum denkbar ist. Es erinnert an eine Meldung vor einem Jahr, die ebenfalls enormes Medieninteresse gefunden hat: Eine Impfung gegen HIV hatte in Thailand die Infektionsrate um 31 Prozent verringert. Die Impfung mit einer Kombination aus zwei Impfungen, die einzeln keinen Schutz gebracht haben, wird ebenfalls nicht Millionen Menschen vor HIV schützen, weil sie nicht auf den Markt kommen wird.

Nein, es ist Wissen, das vor HIV-Infektionen schützt. Die Erkenntnis, alt wie das Virus, setzt sich gegen gesellschaftliche Widerstände mal mehr, mal weniger schnell durch.

In den USA war es ein weiter Weg von der Welt-Aidskonferenz in San Francisco 1990, als einreisende Teilnehmer auf AZT-Tabletten durchsucht wurden und die Staatspolizei auf Demonstranten einprügelte, die dagegen protestierten, bis heute, wo an einem HIV-Test-Tag HIV-Tests für jedermann angeboten werden.

Positive Beispiele kommen, jetzt auch aus Südafrika. Nachdem dort in den Wirren der Befreiung von der Apartheid und der für das Thema HIV unglücklichen Präsidentschaft des Thabo Mbeki sich das Virus rasch ausgebreitet hatte, gehen Neuinfektionsraten nun zurück. Das ist auch Menschen zu verdanken, die sich in den Townships um Aufklärung bemühen.

In einigen Ländern des Ostens erleidet die Bekämpfung von HIV herbe Rückschläge. Statt Aufklärung gibt es Verbote, über das Thema zu sprechen. Dort breitet sich das Virus über Drogen und wegen des Elends rasch aus.

In Deutschland hat erfolgreiche Aufklärung bewirkt, dass die Prävalenz niedrig geblieben ist. Ein HIV-Test-Tag auf freiwilliger Basis würde helfen, sie niedrig zu halten.

Lesen Sie dazu auch den Bericht von der Welt-Aidskonferenz: HIV-Experten warnen vor zu viel Euphorie

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