Unterstützung aus dem BMG

HIV-Selbsttests bald frei zugänglich?

Das Bundesgesundheitsministerium unterstützt die Einführung frei verkäuflicher HIV-Selbsttests. Die Deutsche Aids-Hilfe begrüßt die Aussage des BMG.

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In Österreich darf bereits ein HIV-Selbsttest in Apotheken gekauft werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant dies nun auch in Deutschland bis zum Herbst umzusetzen.

In Österreich darf bereits ein HIV-Selbsttest in Apotheken gekauft werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant dies nun auch in Deutschland bis zum Herbst umzusetzen.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

BERLIN. Das Bundesgesundheitsministerium will gesetzlich regeln, dass ab Herbst HIV-Selbsttests frei verkäuflich für jedermann zugänglich sind. Dies berichtet die Funke-Mediengruppe am Freitag unter Berufung auf das Ministerium. "Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids. Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden", sagte Minister Jens Spahn (CDU) der Mediengruppe.

In Österreich darf schon seit diesem Monat ein HIV-Selbsttest in Apotheken gekauft werden. Bei den Selbsttests kann eine Infektion etwa zwölf Wochen nach einer Ansteckung festgestellt werden.

Spahn sagte, je früher Betroffene die Diagnose HIV kennen würden, desto früher könnten sie gut behandelt werden. "Und andere haben bei Unsicherheit die Chance auf schnelle Gewissheit, nicht infiziert zu sein."

Bislang dürfen HIV-Schnelltests in Deutschland nur an Ärzte, ambulante und stationäre Einrichtungen des Gesundheitswesens, Blutspendedienste und Beratungseinrichtungen abgegeben werden.

Experte fordert: "Hemmschwelle senken"

Auch Experten befürworten den HIV-Test für zu Hause – allerdings mit Einschränkungen.

So betonte Dr. Hans Jäger, München, anlässlich der 17. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage im März, dass man angesichts von jährlich circa 3000 Neuinfektionen und einer Dunkelziffer von geschätzt rund 14.000 unwissentlich HIV-Infizierten in Deutschland dringend "neue Instrumente benötige, mit denen die Menschen erreicht würden.

Jäger befürworte es in einem Beitrag der "Ärzte Zeitung", wenn entsprechende HIV-Selbsttest-Kits auch hierzulande in Drogerien und Apotheken erhältlich wären, nach dem Modell des Schwangerschaftstests: "Wir müssen die Schwelle für das HIV-Testen in Deutschland senken!"Damit habe man zumindest eine Chance, die genannte Dunkelziffer zu senken.

Aids Hilfe begrüßt Spahns Vorstoß

Auch die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßte die von Spahn angekündigte Änderung der Medizinprodukteabgabeverordnung, die eine Freigabe der HIV-Selbsttests ermöglicht.

Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe in einer Pressemitteilung: "Die Einführung des HIV-Selbsttests ist ein wichtiger Fortschritt. Sie wird dazu beitragen, dass mehr Menschen möglichst früh von ihrer HIV-Infektion erfahren und eine Therapie in Anspruch nehmen können. Das verhindert Aids-Erkrankungen und weitere HIV-Übertragungen.

Ein HIV-Test empfiehlt sich nach Angaben der Organisation immer, wenn eine Übertragung stattgefunden haben könnte. Schwule Männer sollten jährlich einen Routine-Check machen.

Die Aids-Hilfe weist zudem darauf hin, dass ein Testergebnis erst 12 Wochen nach einer möglichen Übertragung zuverlässig ist und rät, sich auch über die Qualität der Selbsttest und die Interpretation der Ergebnisse vorab zu informieren. (dpa/run)

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