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HIV-Antikörper weisen den Weg

Breit wirkende Antikörper sind der Schlüssel zu einem HIV-Impfstoff. Dabei ist insbesondere die Virus-Gensequenz von Bedeutung, haben Forscher entdeckt.

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Antikörper (hier als 3D-Darstellung) sind der Fokus der Suche nach einem HIV-Impfstoff.

Antikörper (hier als 3D-Darstellung) sind der Fokus der Suche nach einem HIV-Impfstoff.

© anusorn nakdee / Getty Images

ZÜRICH. Auf der Suche nach den Baustoffen für einen HIV-Impfstoff sind Schweizer Forscher offenbar einen Schritt weiter gekommen. Sie entdeckten, dass neben anderen Faktoren auch die Gensequenz des HI-Virus Einfluss auf die Immunantwort des Körpers nimmt (Nature 2018; online 10. September), teilt die Universität Zürich mit.

Für ihre Untersuchung analysierten die Forscher die Beschaffenheit der Antikörper, die bei einer HIVInfektion produziert werden. Bei wenigen Infizierten richten sich diese Antikörper nicht nur gegen einen einzigen Virusstamm, sondern neutralisieren die meisten der weltweit vorhandenen Stämme, heißt es in der Mitteilung. Die verantwortlichen Faktoren für die Produktion solcher Antikörper stünden im Fokus der Suche nach einer wirksamen HIV-Vakzine.

Die Forscher von der Universität und des Universitätsspitals Zürich haben bereits mehrere dieser Faktoren identifiziert: So bestimmten etwa die Menge und Vielfalt der Viren, die Infektionsdauer oder auch die Ethnizität der Betroffenen mit, welche Immunantwort der Körper entwickele.

Gensequenz ein weiterer Faktor

Nun komme also die Gensequenz des Virus hinzu: "In unserer neuen Studie konnten wir die Gensequenz des HI-Virus als weiteren Faktor ausmachen", erläutert Professor Huldrych Günthard in der Mitteilung, stellvertretender Direktor der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital.

Ausgangspunkt der Studie waren die Daten, Blut- und Virusproben von rund 4500 HIV-Infizierten, die in der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie und der Zurich Primary HIV Infection Study erfasst seien. Insgesamt hätten die Wissenschaftler 303 potenzielle Ansteckungspaare gefunden – also Patienten, die sich aufgrund der Ähnlichkeit der Virus-RNA wahrscheinlich mit demselben Virusstamm infiziert haben.

"Indem wir die Immunantwort dieser Patientenpaare verglichen, konnten wir demonstrieren, dass das HI-Virus selbst einen Einfluss darauf hat, wie groß die Menge und die Spezifität der Antikörperreaktion sind", erläutert Erstautor Professor Roger Kouyos, Forschungsgruppenleiter am Universitätsspital.

Hüllproteine im Fokus

Wie gut die Abwehrreaktion gegen das Virus funktioniert, hänge auch von den Hüllproteinen des Virus ab, denn dort binden die Antikörper des Infizierten. Diese Proteine unterscheiden sich je nach Virusstamm und -subtyp. Ein Patientenpaar mit sehr ähnlichen Virus-Gensequenzen und einer gleichzeitig sehr starken Aktivität breit neutralisierender Antikörper untersuchten die Forscher daher genauer – und entdeckten, dass bestimmte Hüllproteine einen effizienten Abwehrschutz bieten.

Um einen effektiven Impfstoff gegen HIV-1 zu entwickeln, müsse aktiv nach jenen Hüllproteinen beziehungsweise Virusstämmen gesucht werden, die zur Bildung von breit wirkenden Antikörpern führen. Geplant sei daher, so die Forscher, die Suche danach auszuweiten und ein eigenes Immunogen zu entwickeln. (mmr)

Wir konnten einen weiteren Faktor für die Produktion breit wirkender Antikörper ausmachen: die Gensequenz des HI-Virus.

Professor Huldrych Günthard

Universitätsspital Zürich

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