Verträgliche Therapie-Option bei invasiven Pilzinfektionen

BREMEN (awa). Auf Intensivstationen sind systemische Pilzinfektionen ein großes Problem. So sterben bei Candidiasis bis zu 50 Prozent und bei Aspergillose bis zu 90 Prozent der Patienten in Folge der Infektion. Im Vergleich zur Standardtherapie mit Amphotericin B steht jetzt mit Caspofungin ein ebenso wirksames, aber sehr viel verträglicheres Medikament zur Verfügung.

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Amphotericin B ist wegen ausgeprägter Organtoxizität in der operativen Intensivmedizin nur sehr begrenzt einsetzbar, wie Professor Udo Kaisers von der Charité in Berlin berichtet hat. So sei das Standardmittel bei einem Viertel bis zu einem Drittel der Patienten nephrotoxisch.

Sehr viel verträglicher sei Caspofungin (Cancidas®). Das Echinocandin hemmt vor allem den Aufbau der Pilzzellwand und hat keine entsprechende Zielstruktur in menschlichen Zellen. Die Substanz wirkt gegen Candida (inklusive azolresistenter Arten) sowie gegen Aspergillus, wenn andere Therapieoptionen versagt haben, sagte Kaisers auf einer Veranstaltung des Unternehmens MSD beim 14. Symposium Intensivmedizin in Bremen.

Ein Vorteil sei auch die fehlende Interaktion mit dem Cytochrom-P450-System. So schränke die Induktion des CYP3A4-Metabolismus zum Beispiel den Einsatz des modernen Triazols Voriconazol in der Intensivmedizin ein, da Wechselwirkungen mit anderen häufig notwendigen Medikamenten zu unvorhersehbaren Plasmaspiegeln führen können.

Die antimykotische Therapie werde bei invasiven Pilzinfektionen oft zu früh beendet, so Kaisers. Auch wenn ein Patient nach einigen Tagen Therapie kein Fieber mehr hat, solle bei systemischen Candida-Infektionen zehn bis 14 Tage behandelt werden. Bei Aspergillosen könne die Therapie je nach Immunstatus auch drei bis fünf Wochen dauern. Am besten ist es, die Infektionen erst gar nicht entstehen zu lassen, so Kaisers: So beuge der kalkulierte Einsatz von Antibiotika und eine frühe enterale Ernährung den Pilzinfektionen vor.

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