Bei Hepatitis C wird individuell therapiert

BONN (awa). Die Therapie gegen chronische Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) wird mittlerweile individuell angepasst: Je nach Genotyp des Virus bei einem Patienten, Viruskonzentration zu Beginn der Therapie und initialem Absinken der Viruslast wird 24 bis 72 Wochen behandelt. Nach zwölf Wochen lässt sich häufig schon abschätzen, wie erfolgreich die weitere Behandlung sein wird.

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Pegyliertes Interferon alfa in Kombination mit der antiviralen Substanz Ribavirin ist die Standardtherapie bei chronischer Hepatitis C. Mit der Therapie lassen sich bei etwa der Hälfte der Patienten die Viren langfristig eliminieren. Ein Viertel der Patienten spricht allerdings gar nicht auf die Therapie an, und ein Viertel entwickelt Rezidive, berichtete Professor Christoph Sarrazin von der Universität Frankfurt am Main.

Der Therapie-Erfolg hängt dabei ab vom HCV-Genotyp, von der Viruskonzentration, von den Gamma-GT-Werten, von Alter und Leberfibrose zu Beginn der Therapie.

So sprechen Patienten mit dem prognostisch ungünstigen Genotyp 1 mit hoher Sicherheit nicht mehr auf eine weitere Therapie an, wenn nach zwölf Wochen Behandlung die Viruskonzentration auf weniger als ein Hundertstel des Ausgangswerts gesunken ist. Das Gleiche gilt, wenn bei einem Patienten nach 24 Wochen Therapie noch HCV-RNA nachgewiesen werden kann, so Sarrazin auf der Veranstaltung "Pharmainnovation" des Bundesgesundheitsministeriums und des BfArM in Bonn.

Genotyp 1 erfordert meist Therapie über 48 Wochen

Bei Infektion mit HCV-Genotyp 1 werden Patienten in der Regel 48 Wochen behandelt. Anhand des virologischen Ansprechens lässt sich abschätzen, ob sich die Therapie verkürzen lässt, ohne eine mögliche Virus-Elimination zu gefährden. Ein rasches virologisches Ansprechen (RVR) liegt dabei vor, wenn nach vier Wochen Therapie keine HCV-RNA mehr nachgewiesen wird (weniger als 50 IU/ml).

Patienten mit RVR und relativ geringer Viruskonzentration (unter 600 000 IU/ml) müssen nicht unbedingt 48 Wochen behandelt werden, so Sarrazin. Umgekehrt kann die Therapiedauer bei Patienten mit Genotyp 1 auf 72 Wochen verlängert werden, wenn die Viruskonzentration zwar innerhalb von zwölf Wochen auf mehr als ein Hundertstel des Ausgangswerts gesunken ist, aber erst nach 24 Wochen das erste Mal unter der Nachweisgrenze liegt.

Bei Genotyp 2 und 3 wird versucht, die Dauer zu kürzen

Bei Infektion mit den prognostisch günstigen Genotypen 2 und 3 wird versucht, die Therapiedauer von 24 Wochen zu kürzen. Mehrere Studien ergaben jedoch eine höhere Rezidiv-Rate, wenn die Patienten statt 24 nur zwölf bis 16 Wochen behandelt wurden. Hier seien andere Parameter wie RVR, Viruskonzentration bei Therapiebeginn und Ausmaß der Fibrose für eine sichere, verkürzte Therapie ausschlaggebend, betonte Sarrazin.

Sprechen Patienten mit chronischer Hepatitis C nicht auf eine Standardtherapie an, oder ist bei ihnen Interferon alfa oder Ribavirin kontraindiziert, ist eine Heilung nicht möglich. Für sie bleibe die Hoffnung auf neue Substanzen, sagte Sarrazin. Derzeit werden Virustatika in Phase-I- und II-Studien geprüft. Dazu gehören der HCV-Protease- und HCV-Polymerase-Hemmer STAT-C sowie der HCV-Protease-Inhibitor Telaprevir.

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